1829 -
Neustadt a.d.O.
: Wagner
- Autor: Schwabe, Johann Friedrich Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
29
gerührt durch das, was mein Auge äußerlich gesehen, mein
Dhr gebort, meine Zunge geschmeckt hat. Man nennt die-
ses Gefühlsvermögen auch den innern Sinn, weil es uns
gleichsam innerlich vorhält, was die äußeren Sinne
(Hören, Sehen u f. w.) äußerlich aufgefaßt haben.
Die Dinge in der Welt, die wir sehen und hören und
uns dann auch innerlich vergegenwärtigen können, erscheinen
uns aber nicht auf einem Puncte, sondern außer und neben
einander, das nennen wir den Raum; und Alles, was
wir thun, oder was sich zuträgt, geschieht n'cht auf ein
Mal, sondern nach einander, das nennen wir die Zeit.
Ich denke mir alle Dinge im Raume, das heißt also, ich
denke mir sie neben einander, ich denke mir sie in der Zeit,
d. h. nach einander, erst dieses und dann erst das andere.
Im Raume ist Alles, in der Zc't geschieht Alles. Was
ich mir im Raume denke, heißt ein Ding, eine Sache,
ein Körper; was ich mir in der Zeit denke eine Bege-
benheit, eine Handlung, ein Ereigniß. Z. B. der
Stuhl, der Tisch, die Bänke befinden sich im Raume; daß
' du geboren wurdest, in die Schule gingst, lesen lerntest,
gewachsen bist das geschah irr der Zeit. Die Erzählung
der Dinge im Raume, heißt Beschreibung; die Erzäh-
lung der Begebenheiten in der Zeit, heißt Geschichte.
Die Beschreibung lehrt un- über den jetzigen Zustand,
die Geschichte über .die Veränderungen oder Schick-
sale der Dinge. So gibt cs eine Beschreibung der Erde,
und aller Dinge auf der Erde, und eine Geschichte der
Kriege, die geführt worden sind, der Menschen, die gelebt
haben u. s. w. Was wir also in der Welt sehen, hören,
schmecken u. s. w. oder auch innerlich uns vorstellen sollen,
das denken wir uns immer im Raume und in der Zeit, d.
h. neben einander gestellt und nach einander geschehend.
Raum und Zeit umschließen mich,
Was ich sehe, höre, fühle,
Wenn ich gehe, sitze, spiele,
Alles regt in ihnen sich.
Raum, was nur mein Blick ermißt,
Fassest du in deine Kreise,
Dorf und Flur, und wie es heiße,
> Dein ist Alles das, was ist.