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1. Lese- und Lehrbuch für den Bedarf der Volksschulen - S. 53

1829 - Neustadt a.d.O. : Wagner
len des Bösen vergolten wird, heißt Strafe. Eine Vor- schrift die uns sagt, was wir sollen, oder was gut ist, heißt ein Gesetz; die Übertretung eines Gesetzes heißt Sünde. Moritz war der Sohn sehr guter Aeltern, die allen Fleiß auf feine Erziehung wendeten. Schon sein Körper wur- de auf alle Weise gepflegt, gut genährt, gut bekleidet und sorgfältig vor allen Gefahren behütet; dadurch wurde Moritz gesund und stark und seine Sinneswerkzeuge versagten ihm nie ihre Dienste, er konnte gut sehen, Horen, schme- cken, riechen, fühlen. Aber sorgfältiger noch pflegten die Aeltem seine Seelenkrafte, mit welchen er reichlich ausgestattet worden war; er hatte ein lebhaftes Gefühl, konnte trefflich merken, feine Begehrungen waren von keinen wilden Leidenschaften geleitet, und sein Tem- perament blieb, bei aller Lebendigkeit, doch in den Schran- ken der Mäßigung. Doch am Herrlichsten entwickelten sich seine Geisteskräfte, jedes Schöne und Gute und dessen Gegentheil empfand er tief und innig, doch nicht so, daß er nicht besonnen über Ursachen und Wirkungen, über Zweck und Mittel hatte zu denken vermocht, vielmehr wußte er seine Aufmerksamkeit so auf die Dinge zu lenken, daß er jede Aehnlichl'eit witzig aufzufinden, jede Unähnlichkeit scharfsinnig zu unterscheiden verstand, überhaupt das Wesen jeder Sache leicht begriff, beurtheilte und Fol- gerungen daraus zog. Damit verband er aber auch endlich den beßten Willen für alles Gute; er war höchst tugendhaft, was sein Gewissen; was göttliche und mensch- liche Gesetze ihm vorschrieben, daß war fein Trachten und Streben. Ihm wurde ein hoher Lohn; Gottes Segen, die Liebe der Menschen, der innere Friede! —. Er war ein glücklicher und guter Mensch. Sybille war von allem dem das Gegentheil. Verkrüppelt am Körper war sie schon unfähig ihre Sinnen so zu gebrauchen, wie andere ge- sunde Menschen. Daher war auch ihr Gefühl sehr abge- stumpft, ihr Gedächtniß schwach, und wilde Begierden eines trübsinnigen Temperaments bewegten sie wie ein' steter Sturln. Höherer Empfindung, und der daraus ent- springenden rein-menschlichen Genüsse, entbehrte sie ganz, und ihr Verstand ließ sie auf Thorheiten und Aberglau-
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