1829 -
Neustadt a.d.O.
: Wagner
- Autor: Schwabe, Johann Friedrich Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Sterben muß der Mensch einmal, ob mm hier oder anders-
wo. Viele sterben leicht und schnell in der Schlacht. Und
viele Menschen werden elend und krüppelhaft, die nicht in
den Krieg kommen; denn es gibt ja gar viele Zufälle, die
der Mensch nicht vermeiden kann, und jeder Beruf hat sei-
ne Gefahren, wohl, wer in seinem Berufe stirbt. Aber,
lieber Sohn, nur ein gutes Gewissen muß der Mensch hü-
den, welcher mulhvoll der Gefahr entgegengehen soll. Der
Soldat, der dem Tode ins Augi sehen soll, muß vor allen
Dingen dafür sorgen, daß er jeden Augenblick dem höchsten
Richter getrost entgegengehen kann. Der Soloat, der den
wehrlosen Bürger plagt, der friedliche Menschen beraubt,
mit Feuer und Schwert wüthet, der ist ein schlechter Mensch
— und auch ein schlechter Soldat.
10. Die theure Zekt.
Der alle Jakob hat uns erzählt, daß im Kriege oft auch
theure Zeit entstehe; „was ist denn eine theure Zert?" fragte
Otto seinen Vater. Theuere Zeit,, oder Theuerung
nennt man, antwortete dieser, die Landplage, wenn die
nothwendigen Lebensbedürfnisse im Preise so hoch steigen,
daß der, welcher nicht selbst sein Brod erbaut, nicht mehr
so viel Geld erarbeiten kann, als er für Erkaufung dessel-
den bedarf. Fehlt das Getraide ganz, oder wird so theuer,
daß es nur von ganz reichen Leuten noch bezahlt werden
kann, so entsteht eine Hungersnoth. Eine solche
Theuerung oder gar Hungersnoth kann allerdings leicht
im Kriege entstehen, wenn zahlreiche Kriegsheere in einer
Gegend alle Vorrathe aufzehren oder auch verwüsten; doch
werden dann gewöhnlich bald aus andern Gegenden, wo-
hin der Krieg nicht gekommen war, wieder Nahrungsmit-
tel zugeschafft, so, daß zwar die Preise desselben höher
steigen, aber doch der Mangel wenigstens nicht lange an-
yält, und also keine-Hungersnoth daraus wird. Aber schlim-
mer ist es, wenn durch ungünstige Witterung die Aernten
mißrathen, wodurch zuweilen Theuerung und Mangel in
ganzen Ländern und auf lange Zeit entstehen. Dieß ist dann
eine große Noth. Die gefährlichste Theuerung, und an man-
chen Orten wahre Hungersnoth, war in Deutschland in den
Jahren 1771 und 1772,' wo in den Gegenden, die an Ge-
rraide arm sind, z. B. im sächsischen Erzgebirge, mehrere