1829 -
Neustadt a.d.O.
: Wagner
- Autor: Schwabe, Johann Friedrich Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Da jammerten nun zwanzig Familien ohne Obdach, ohne La«
gerstätte, ohne Nahrungsmittel, ohne Hausgerathe, ohne
Handwerkszeug; denn die Mehresten hatten in der Angst und
Bestürzung Nichts als das Leben gerettet. Ja, in dem einen
Hause war sogar ein schlafendes Kind vergessen worden, und
so mit verbrannt; in einem andern war die Mutter, die
noch Etwas von ihren Habseligkciten retten wollte, vom
Rauche erstickt worden. Einen Zimmermann, der mit Ein-
reißen beschäftigt war, hatte ein herabfallender Balken so be-
schädigt, daß er Zeitlebens nicht wieder wird arbeiten können.
Da war allgemeines Wehklagen. Namentlich seufzte Wün-
scher mit seiner Frau und Kindern; denn sie hatten Alles
verloren. Zwar suchten wohlthätige Menschenfreunde durch
Nahrungsmittel, Kleidungsstücke und Geld die Noth zu
mildern, doch gehörten Jahre dazu, um den Verlust einiger-
maßen zu verschmerzen.
Wie war denn aber nur das Unglück entstanden, fragte
das kleine Lottchen, das so viele Leute verderbte? Man
weiß es nicht gewiß, antwortete Vater Müller; der diese
Geschichte seinen Kindern erzählt hatte. Manche meinen, das
Feuer sei von boshaften Menschen angelegt worden, wir
wollen aber lieber glauben, daß es durch Unvorsichtig-
keit entstanden sei. Es ist eine zu große Bosheit, wenn
Jemand aus Neid, Rachsucht oder Schadenfreude das Haus
seines Mitbürgers anzündet, und Habe und Leben in Gefahr
setzt, als daß man glauben sollte, daß viele Menschen der-,
selbe fähig wären. Es wird auch ein solches unmen'chl-ches
Verbrechen von der Obrigkeit an Leib und Leben ha>t be-
straft. Größtentheils en ist hen die Feuersbrünste durch Un-
vorsichtigkeit, oft so, daß der Mensch, der sie veranlaßt hat,
es selbst nicht weiß. Deßwegen rufen die Nachtwächter alle
Abende Jedermann die Warnung zu:
Nehmt in Acht das Feuer und Licht!
' Daß Niemandem Schade geschieht;
und jeder Mensch sollte in Absicht aus das Feuer alle mög-
liche Vorsicht anwenden; wozu auch die Kinder in den Schu-
len schon ernstlich angewiesen werden. Nur eine Art der Ent-
stehung der Feuersbrünste ist unvermeidlich, nämlich, wenn
der Blitz die Gebäude entzündet. Dieser Fall ist aber der selt-
nere, und auch dann kann die Vorsicht und gute Anstalten
die Gefahr sehr mindern, besonders durch die Blitzableiter