1829 -
Neustadt a.d.O.
: Wagner
- Autor: Schwabe, Johann Friedrich Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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chnen^ncht nur da gewiesen, wie sie nähen, stricken, Fin-
nen sollten, sondern man gab ihnen auch die nöthigen
Hilfsmittel und die Stoffe dazu, die sie bearbeiteten,
ja die Fleißigen und Geschickten wurden noch durch Be-
lohnungen und Geschenke aufgemuntert, Wie das Gute
so oft m der Welt verkannt wird, so gab es auch Biele,
welche dieser wohlthätigen Einrichtung nicht hold waren.
Manche Aeltern meinten, ihre Töchter brauchten keinen
Putz machen zu lernen; aber darauf war eö ja auch gar
nicht abgesehen, sondern nur auf die Verfertigung der
nothwenvigsten häuslichen Bedürfnisse, und diese sollte doch
jede Bürgers- und Bauersfrau selbst machen können, An-
der^ glaubten, die Mädchen würden dadurch von dem noth-
wendigen Schulunterrichte abgezogen, und dieß war doch
keineswegcs der Fall; denn ftne Anweisung wurde nur in
solchen Stunden gegeben, wo keine Schule war, und
selbst die Industrieschule, (so heißt eine solche Anstalt)
wurde dazu benutzt, die Kinder mit nützlichen Kenntnissen
zu bereichern und gute Gesinnungen in ihnen zu erwecken.
Daher ließen sich von unverständigen oder boshaften Nach-
reden die Frauen in Liebenhausen nicht abschrecken ihren
schönen Plan fortzusetzen und durchzuführen, und es wurde
ihnen hie Freude,' daß endlich daö Bormtyeil besiegt und
eine nicht geringe Anzahl junger Mädchen für eine solche
nützliche Thätigkeit gewonnen wurde, so daß sie in der
Zukunft noch den wohlthätigen Sinn segneten, durch wel-
chen sie für einen eignen Haushalt herangebildet worden
waren.. Unter diesen war unsere Emilie. Sie wurde
auf Bitte ihrer Mutter schon als ganz junges Mädchen in
jene Anstalt aufgenommen und zeichnete sich bald durch ih-
ren Fleiß und ihre Aufmerksamkeit so aus, haß ihre Leh-
rerinnen.. sie vor allen liebgewannen und deßwegen ihre
Sorgfalt auf sie verdoppelten. Der Erfolg entsprach ihrer
Bemühung und ihren Wünschen. Emilie war, da sie im
sechzehnten Jahre ihres Alters mit dem beßten Lobe ent-
lassen wurde, so weit gekommen, daß sie durch ihre erwor-
den Kunstfertigkeit nicht nur ihr eignes Brod verdienen,
sondern auch ihre alte Mutter mit unterstützen konnte.
Der bcßte Segen folgte ihr aber erst in der Zukunft. Sie
ward späterhin die Gattin eines wackern Landschullehrer-.
In Lrögheirn, seinem Aimathöorte herrschte noch große