1829 -
Neustadt a.d.O.
: Wagner
- Autor: Schwabe, Johann Friedrich Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Versammlungen in Kostnitz und Basel ohne be-
deutenden Erfolg waren. Jetzt, im Jahre 1617, war ein
Papst auf dem Stuhle, der zwar weniger schucht war,
als feine unmittelbaren Vorgänger, aber doch, zur Ver-
schwendung geneigt, viel Geld brauchte. Er hiess Leo X.
Seine grossen Geldbedürfnisse zu befriedigen, liess er
einen allgemeinen Ablass, d. h. Vergebung der Sünde
fürs Geld predigen. Giess geschah aneli in der Nähe
von Wittenberg durch einen Mönch, Namens Tetzel.
In Wittenberg lebte aber damals ein Pfarrer und Leh-
rer an der dortigen hohen Schule, Namens Luther,
Dieser erfuhr in der Beichte die unchristlichen Grund-
sätze, die der Ablasskrämer verbreitete, und griff diesen
durch mehrere Streitsätze an, die er am 31, Octbr, ge-
nannten Jahres gegen denselben anschlug. Giess war
der Anfang der Reformation, welche, so sehr sich
der Papst und der Nachfolger Maximilians, der Kaiser
Karl V. widersetzten, doch guten Fortgang hatte, und
eine Trennung in der deutschen Kirche bewirkte, in-
dem der eine Theil, der sich den evangelischen nannte,
sich vom Papste und seiner Gewalt lossagte, der andere
aber demselben ferner anhing, eine Trennung, die viel
Unglück über Deutschland gebracht hat. Ger Papst
hörte nämlich nicht auf, seine Anhänger gegen die
Evangelischen aufzuhetzen, und daraus entstand schon
1547 der sogenannte Schmalkaldische Krieg, in
welchem Karl V. die Oberhäupter der evangelischen
Partei, die zu Schmalkalden einen Bund geschlossen
hatten, besiegte, ihnen endlich aber doch im Frieden
1555 die Religionsfreiheit gestatten musste. Auch in
dem blutigen 3oj äh rigen Kriege, der 1ó18 in Böh-
men ausbrach, und 1ó48 durch den W eftp h äl ifc h en
Frieden beendigt wurde, wussten die Evangelischen
diese Freiheit muthig zu behaupten.
Um diese Freiheit im Denken und Glauben an
welcher selbst die der römischen Kirche Anhängigen
in Deutschland doch viel Antheil nahmen, trug unstrei-
tig nicht wenig dazu bei, dass Deutschland in Wissen-
schaften, Künsten, Handel und Gewerbe fleh immer
auszeichnete. Schon von jeher waren jedoch die Deut-
schen durch ihren Scharfsinn, so wie durch ihre Aus-
dauer und Gründlichkeit berühmt, Daher haben sie die
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