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1. Der Jugendfreund für Schule und Haus - S. 237

1841 - Gütersloh Erfurt : Martinsstift Bertelsmann
190 23* lehrete, als sonst der Brauch war; und da er eines sehr guten Verstandes und sonderlich geneiget zum Wohlreden gewesen, hat er alsbald angefangen, in seinen Schriften alle Worte wohl zu setzen, und ein Ding weitläuftig zu handeln, und ist also in diesem Stuck, und auch in latei- nischen Versen zu schreiben, seinen Gesellen bald weit über- legen gewesen. In freien Stunden übt' er sich im Drech- sln, im Gesänge und im Spielen auf der Flöte und der Laute. Da er nun gemerkt hat, wie ein lieblich Ding es sei um die Lehre, hat er alsbald, aus brünstiger Begierde Zum Lernen, Lust zur hohen Schule bekommen, dieweil er dielt, daß aus derselbigen, als aus einem Brunnquell, alle Künste hersiöffen. Im Jahre I50i senden ihn seine lieben Eltern, nachdem kr 4 Jahre in Eisenach zugebracht, auf die hohe Schule zu Erfurt, welche damals in solchem Ansehen war, daß alle andere dagegen für Schützenschulen angesehen wurden, und erhalten ihn vom Segen ihres löblichen Berggutes. Hier fangt Luther an, die Sprachen und Wissenschaften nebst den freien Künsten mit großem Ernste und besonderm Fleiße gründlich zu studiren. Wiewohl er von Natur ein hurtiger Uy- fröhlicher Geselle war, fing er doch aste Morgen sein Lernen mit herzlichem Gebet an; wie denn dies sein Sprich- wort gewesen: Fleißig gebetet ist über die Hälfte studirt. Er versäumt keine Lection, fragt gerne seine Leh- rer, und bespricht sich in aller Ehrerbietigkeit mit ihnen. ¡ „Daneben," sagt Melanchthon, „liesst er fleißig die vor- nehmsten alten lateinischen Schriften, und zwar also, daß er nicht allein die Worte daraus genommen, wie die jun- gen Knaben, sondern auch eine Lehre und Erempel des Menschlichen Lebens daraus gefasset hat. Auch hat er Alles, was er gelesen oder gehört hatte, im Sinn behalten, gleich als ob er's immerzn vor Augen hätte, wie er denn sonst behältig und guten Gedächtnisses war. Auf solche Weise ist er bald allen andern Studenten zuvor gekommen, daß auch die gavze hohe Schule über Luthers Verstand sich verwun- dert hat. — Einstmals, da er auf der großen Büchersamm- lung die Bücher fein nach einander bestehet, auf daß er die guten kennen lerne, kommt er über die lateinische Bibel, die er zuvor die Zeit seines Lebens nie gesehen; da vermerkt er mit großem Verwundern, daß viel mehr Terte, Episteln
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