1841 -
Gütersloh Erfurt
: Martinsstift Bertelsmann
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
A4ä lss
Gott m uns wirket, Gottes Kraft, damit Er uns kräftig
und stark machet, Gottes Welkheit, damit er uns weist!
macht, also die andern, Gottes Stärke, Gottes Heil, Gost
tes Herrlichkeit u. dergl. Wie ich nun zuvor dieses Wört^
lein „Gottes Gerechtigkeit" mit rechtem Ernst hastete, st
sing ich auch dagegen an, dasselbe als mein allerliebstes und
tröstlichstes Wort tbeuer und hoch zu achten, und war mit
derselbige Ort in St. Paulo in der Wahrheit die rechst
Pforte des Paradieses. Hernach las ich auch Augustins
ste spirite & litera, und fand daselbst ohngefähr, dessen töl
auch nicht gehvffet hätte, daß er auch dies Wörtlein „Gost
tes Gerechtigkeit" eben der Gestalt ausleget von solcher Gst
rcchtigkeit, mit welcher uns Gott anzeucht und bekleidet,
wenn er uns rechtfertigt; wiewohl nun dasselbe noch niäst
genug gesagt ist und das nicht eigentlich ausdrückt und est
klart, wie uns Gott Gerechtigkeit zurechnet, gesiel mir gleiche
wohl dieses, daß er von Gottes Gerechtigkeit also lehret,
dadurch wir gerechtfertigt werden."
Zu eben dieser Zeit gerictb Luther wegen seiner Seeles
angst einstmals in eine so tiefe Schwermulh, daß er sich ist
eine Zelle fest einschloß, und anderthalb Tage nicht zurst
Vorschein kam. Mit Gewalt mußte man die Thür aufbr^
chen, und da fand man den Mann Gottes auf dem Beste
liegen, fast erstorben. Wie ein Todter, mit offenen, stieren
Augen liegt er da, starr und blaß. Alsbald stimmt seist
Freund, Lukas Edenberger, mit einigen Chorschülern im Kreu^
gewölb einen frommen Gesang an. und siehe! die edle Kreist
tur Gottes, die holde Musika, bringt den beinahe erstarbst
neu Mann wieder in's Leben zurück. „Da findet sich au^
rin alter Mönch im Kloster," sagt Melanchtbon, „der ihst
oft tröstet. Denn als er demselbigen seine Schrecken offerst
baret, hat er ihm viel vom Glauben gesagt, und ihn am
den Artikel des Glaubens von der Vergebung dek
Sünden gewiesen. Diesen Artikel hat ihm derselbige Alst
ausgelegt und gesagt, daß man nicht allein insgemein glaist
beu müßte, daß Etlichen ihre Sünden verziehen würden,
wie auch die Teufel glauben, daß sie David und St. Pestk
verziehen seien; — sondern das wäre Gottes
fehl, daß unser Jeder insonderheit glaube, ib^
wären seine Sünden nachgelassen. Und daß
ches der rechte Verstand wäre, hat er bewiesen aus einerst