1841 -
Gütersloh Erfurt
: Martinsstift Bertelsmann
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
''dm unser Menschengestalt und in einer Mönchskutte ver-
deckten Teufel, Martin Luther, zu Hausen, zu Höfen (Her-
ren), zu ätzen (speisen), zu tränken, noch ihm heimlich
^er öffentlich Hulie, Andang und Beistand zu beweisen;"
^bietet weiter: „denselbigen, wo man ihn finde, flugs zu
^hen und einzuliefern; auch allen seinen Freunden ein
Deiches zu thun, und ihrer Habe sic zu berauben." Diese
'keche Gewaltthätigkeit erregt allenthalben großen Unwillen
Mißfallen. Aber der kluge und weise Churfürst zu Sach-
en ist im Stillen darauf bedacht, den Gebannten und Ge-
alteten an einem sichern Orte aufzubewahren, bis Gott
'hm weiter helfen werde. Und wiewohl Luther lieber frisch
daran gegangen wäre, und den Tod gelitten hätte, will er
doch guter Leute Rath nicht verachten, läßt sich einthun
verbergen, weiß selbst nicht wo, noch, ob er daran
^kcht thue.
Da er des Kaisers Herold zu Oppenheim verabschiedet
hatte, kommt er, auf des Landgrafen Geleite, durch Hessen
Niedlich bis gen Eisenach, wo er mit seinen Gefährten eines
Abends einzieht und herrlich bewirthet wird. Früh reisten
durch einen Wald nach Waltershausen; da läßt er et-
liche der Gefährten von sich, und die andern schickt er vor-
aus, die Herberge zu bestellen. Mittlerzeit kommt er, ein
Urenig hinter dem Schloß Altenstein, in einen Hohlweg.
Da springen zween Edelleute mit zween Knechten heran,
Und als einer vom Fuhrmann Bescheid bekommt, heißen sie
^ll halten, greifen unsern I)r. Martin mit verstelltem Un-
gestüm an, und ziehen ihn aus seinem Wagen. Dieweil
der eine Knecht den Fuhrmann schlägt und ihn forttreibt,
Uruß Luther seine Kleider ablegen, und sich einen Reiter-
i Unzug anthun. Darauf helfen sie ihm auf ein Pferd, und,
' damit sie auch einen Gefangenen mit sich brächten, binden
s>e auf ein anderes Pferd auch Einen. Nun ziehen sie st-
eche Stunden im Walde umher, bis die Nacht sie überfällt.
Als ein neuer Ritter, Junker Jörg genannt, durch eine
lange Reise müde, kommt vr. Martin Luther, fast um 11
^hr Abends, im Finstern in das Schloß Wartburg bei Ei-
senach zur Nachtherberge. Daselbst mußte er Waffen anlegen,
deinen Bart wachsen lassen, und sich in allen Stucken gleich
einem gefangenen Ritter halten; auch ward er nicht anders
als Junker Jörge genannt. So war Luther auf einmal
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