1839 -
Karlsruhe
: Groos
- Autor: Stern, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Geschichtliches von merkwürdigen Orten des Großhcrzogthums. 213
engen Neckarthales, wo sich nämlich dasselbe in die Rheinebene
öffnet, auf dem linken Ufer des Neckars, am Fuße des hohen Kö-
nigsstuhls, der jetzt Kaiserstuhl heißt. Sie besteht aus der eigent-
lichen Stadt, der Vorstadt und der Bergstadt (Burgweg genannt).
Seitdem aber das Mittelthor abgetragen ist, geht die eigentliche
Stadt in die Vorstadt ununterschieden über. Sie ist hart an den Fluß
undan diebergwand angebaut. Ein schönes, ansehnlichesthor(das
Neckarthor) führr aus dem Neckarthale von Osten her ln die Stadt;
das Mannheimerthor führt in die Rheinebene hinaus. Sie ist
gegen '/2 Stunde läng, aber sehr schmal, so daß nur eine lange
fahrbare Hauptstraße durch dieselbe zieht. Aus der Mitte der ei-
gentlichen Stadt erhebt sich auf freiem Platze die alte, ehrwürdige
Kirche zum heiligen Geist; im Südosten der Vorstadt steht die
noch ältere Sanct Peterskirche. Aus der Mitte der eigentlichen
Stadt, dör heil. Geistkirche gegenüber, führt eine schöne steinerne
Brücke, welche 702' lang, 30' breit ist und auf 9 steinernen Bo-
genpfeilern ruht und 6 Altanen hat, durch das mit 2 runden
Thürmchen gezierte Brückenthor auf das rechte Ufer des Neckars,
an welchem sich der hohe Heiligenberg erhebt, der hochhinan mit
Nebenangepflanzt ist, und auf dessen Gipfel noch einige Mauern
eines verfallenen Klosters stehen, zu welchem früher stark gewall-
fahrtet worden ist. Der Königstuhl ist bloß mit Eichen und Buchen
bewachsen, und nur der untere Saum ist von zahmen Kastanien-
und Obstbaumgruppen begrenzt.— Vormahls war Heidelberg die
Hauptstadt der rheinischen Pfalz und bis zum Jahr 1720 der Sitz
der Kurfürsten und Pfalzgrafen bei Rhein. Ihren Namen hat sie
wahrscheinlich vom Berge, an den sie angebaut ist, welcher
früher Heidenberg genannt werden mochte, indem die Römer da,
wo das obere Schloß gestanden, ein Kastell gegen die Allemannen
erbaut hatten. Der Name von Heidelbeeren, die am Berge
wachsen, ist wohl nur eine spätere Deutung. Nheinfränkische
Herzoge beherrschten früher diese Gegenden am Rhein; von den
Pfalzgrafen, so Viel als Hausmeiern, welche in allen weltlichen
Angelegenheiten die Ersten oder Nächsten der fränkischen Könige
und die Ersten und Nächsten eines Herzogs waren, war der
Pfalzgraf des rheinfränkischcn Herzogs der angesehenste. Die
rheinfränkische Herzogwürde kam durch Konrad den Salier zur