1839 -
Karlsruhe
: Groos
- Autor: Stern, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Zweite Stufe des Unterrichts.
war nach der in Paris und es besorgte dieselbe ein Freund Ruprechts,
Marsilius von Inghen, welcher früher an der Hochschule
zu Paris angestellt war. Die wöchentliche Kost für einen Stu-
denten belief sich nicht höher als auf 3 kr , und diejenigen Ein-
wohner waren von gewissen Abgaben frei, welche Studentenkost-
tische führten. Jährlich wurden die Wohnungen untersucht und
geschätzt. Bei einer Buße von 60 fl. durfte kein Student beein-
trächtigt oder verletzt werden. Ruprecht war ein großmüthiger,
weiser und frommer Fürst. — Ruprechts gleichnamiger Enkel ge-
langte 1400 auf den deutschen Kaiserthron, statt des trägen Kai-
sers Wenzel. Er war ein Fürst mit kaiserlichen Eigenschaften,
konnte aber als deutscher Kaiser Wenig ausrichten, da ihn die üb-
rigen Fürsten lähmten. Er vergrößerte und verschönerte die
Hauptkirchegum heilig en G eist. Dieselbe ward schon zu
Anfang des 13ten Jahrhunderts erbaut. Er, so wie sein Sohn
Ludwig, ruhen mit ihren Gemahlinen in derselben. Er vermehrte
das Schloß mit dem sogenannten Ruprechtsbau, der auf der
linken Seite des Schlosses steht. Er verwahrte die Grenzen der
Pfalz mit festen Schlössern und stellte eine gute Gerichtsordnung
her. Ruprecht starb 1410 und hinterließ 4 Sösine, welche 4 besondre
Linien des pfälzischen Hauses gründeten; Ludwig, der Bärtige,
erhielt das Stammfürstenthum mit der Kurwürde; Johann die
Oberpfalz; Stephan die Grafschaft Zweibrücken und Simmcrn,
und Otto die Aemter Mosbach, Borberg. Die stephanische Linie
theilte sich dann wieder in die simmerische und zweibrückische; die
von Otto aber erlosch bald wieder. — Ludwig derbärtige
war ein ausgezeichneter Fürst. Er vollendete das Heiliggeiststift
und schenkte demselben seine ganze Büchersammlung,
unter dem Beding, daß man sie zum Gebrauche der Studie-
renden össentlich aufstelle. Dieser Ludwig befand sich bei der
Kirchenversammlung zu Constanz und ihm ward der abgesetzte
Pabst Johann Xx11i zur Verwahrung übergeben, den er auf
sein Schloß Heidelberg brachte. — Kurfürst Ludwig der Sieg-
reiche that sich durch seine verbesserte Kriegskunst hervor. Er
errichtete in Heidelberg ein Oberhofgericht und schaffte die Vehm-
gerichte ab, indem er die Freistühle aufsuchte., sie zerstörte und
die Freirichter vertrieb. Ueber seine Schlösser und Festungen
setzte Friedrich die erfahrensten Ritter zu Hauptleuten, die die-