1839 -
Karlsruhe
: Groos
- Autor: Stern, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Nachbarländer des Großherzogthums Baden. 2ö3
59. Oestlich von Karlsruhe, nur Stunde von der Stadt
entfernt, liegt das Schlößchen und herrschaftliche Kammergut
Gott sau, das mit den Meiereiwohnungen gegenwärtig zur
Wohnung und zum Aufenthalte der großherzoglichen Artillerie und
eines Theils der Dragoner eingerichtet ist. Berthold, Graf zu
Vorchheim, aus dem Hause Henneberg, gründete hier 1110 ein
Kloster, welches mit 12 Mönchen aus dem Kloster Hirschau be-
setzt und mit den Stiftungsgütern Gottsau und denen zu Dachs-
land, Knielingen, Beiertheim, Staffort, Berzhausen, Grötz-
ingen und andern Orten begabt wurde, woraus die nachmahlige
Benedictinerabtei Gottsau entstand. Unter dem kräftigen
Schirme der Markgrafen von Baden nahm das Kloster in seinem
Wohlstände so zu, daß von ihm die Gründung neuer Dörfer aus-
ging. In der Mitte des 14. Jahrhunderts versank das Kloster
durch die Schwelgerei und Verschwendungsliebe seiner Mönche
in die größte Armut. Markgraf Rudolf V, der Wecker, stellte
die Regelzucht und den Wohlstand des Klosters durch geordneten
Haushalt wieder her. — Im Bauernkriege 1524 wurden die
Mönche verjagt,.das Gebäude ausgeplündert und verwüstet
und den Flammen preisgegeben. Nachdem die eigentliche Abtei
28 Jahre wüste gelegen, indem sich die zurückkehrenden Mönche
nur in einem Nebengebäude wieder gesammelt hatten, ließ Mark-
graf Karl Ii 1553 ein neues Schloß an deren Stelle aufbauen.
Im 30jährigen Krieg ward von den schwäbischen Benediktinern
vergeblich ein Versuch gemacht, das Schloß wieder zu einem
Kloster umzuwandeln. — 1689 ward Gottsau von den Franzosen
in Asche gelegt. Markgraf Karl Wilhelm stellte das Schloff
sammt den Meicreigebäuden wieder her.
3. Die Nachbarländer des Großherzogthumö Baden.
a. Das Königreich Würtemberg.
1. Das südliche Nachbarland des Großherzogthums ist die
Schweiz; das östliche das Königreich Würtemberg, und das bai-
rische Franken; das nördliche das Großherzogthum Hessen; das
westliche die bairische Nheinpfalz und der Elsaß, der jetzt ein Be-
standtheil des Königreichs Frankreich ist.