1839 -
Karlsruhe
: Groos
- Autor: Stern, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Afrika.
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stirbt, werden die, welche das Grab gemacht haben, sogleich hingerichtet;
von seinen Weibern werden 24 ausgesucht, und mit zerschlagenen Beineu
lebendig in die Gruft geworfen und begraben. Eine Menge Menschen wird
bei seinem Leichenbegängnis geopfert. Ihre Priester sind Zauberer, Wahr-
sager, Zeichendeuter. Wenn dieselben bei irgend einem Unglück, z. B. bei einer
Krankheit, Jemand in der Volksversammlung als die Ursache des Uebels be-
zeichnen, das derselbe durch Zauberei bewirkt habe, so wird er ergriffen
und umgebracht. Grausame Kriege werden von einigen Stämmen ge-
führt, wobei man die Gefangenen schmaust oder opfert. Wilde nächtliche
Tänze werden gehalten. Sie lieben den Tanz über Alles. In den Dör-
fern findet man des Abends und Nachts stets Tanzgescllschaftcn. Mau
tanzt und fingt dazu nach einer großen Trommel. Sie leben in Vielwei-
berei. Einer hat oft 10 — 12 Weiber. Den gebrannten Wassern und
der Wohllust find sie sehr ergeben. Menschenjagden werden von den Man-
dingos, Fullahs und andern Stämmen angestellt, um Sclaven für den
Handel zu fangen. Es kommt vor, daß die nächsten Verwandten einander
als Sclaven verkaufen. In großen Scharen treiben die Sclavenhänd-
ler mit Peitschen die Unglücklichen, die ihre Freiheit verloren haben, den
Küsten zu, wo Sclavenschiffe in Bereitschaft sind, sie aufzunehmen. Den
Sclaven, die fortgeschafft werden, sind die Hände gebunden; durch gabel-
förmige Hölzer, durch die sie die Köpfe stecken, find ssie zusammengejocht,
so daß nur ihre Füße frei find Auf den Sclavenschiffen werden sie zu 2 und 2
an Händen und Füßen zusammengefesselt, und in den dunkeln Schiffs-
räumen aufgeschichtet. Einer erhält nur einen Raum von 57-'Länge und
17a' Breite, so daß er oft nur auf der Seite liegen kann. Sie werden
uach Amerika gebracht, um dort zum Bau der Zucker- und Kaffeepflanz-
ungen verwandt zu werden, weil sie zur Arbeit kräftig find. Unterwegs
stirbt meist je der 10. Mann. Ein Sklavenschiff fuhrt oft 6 — 800 solcher
Unglücklichen. Die Engländer steuern der Schändlichkeit des Sclavenhan-
dels; die Franzosen wollen steuern. Englische und deutsche Heidcnboten
arbeiten auf der W. Küste unter den Negern. 1836 find von 80 Sclaven-
schiffen, welche 28,000 Sclaven wegführten, nur 5 genonnncn worden.
7. Das C a p la n d, an der Südspitze Afrikas, sonst holländisch von 1650 an,
seit 1806 englisch, ursprünglich von Hottentotten bewohnt. Der Portu-
gtese Bartholomäus Diaz hat im Auftrage seines Königs Johann Ii I486
diese Südspitze zuerst befahren und Vasko de Gama fand später den See-
weg nach Ostindien. Die Capstadt, am Vorgebirg der guten Hoff-
nung, am Fuße des Tafelbergs an der Tafelbai, 24,000 E., Sitz des
Statthalters, Anlandeplatz der Ostindienfahrer, um frisches Wasser einzu-
nehmen, Weinbau. — Gegen N. wohnen die B usch m ä nn er, und B'k4-
juanen, gegen Nordosten die Kaffern. Man unterscheidet die Colonial-
Hottentotten und die Namaquashottentotten. Die erstern find durch dir
schmählige Unterjochung der Holländer seit 1600 stumpf, träge und roh-
sinnlich geworden. Die letztern haben bessere Hütten und treiben starke
Viehzucht. Sie beten den Mond an und ein gewisses kleines Jnsect. Si«