1839 -
Karlsruhe
: Groos
- Autor: Stern, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Ueberblick über die Geschichte der alten Völker. 447
Pharisäer, die am Gottesstaate festhielten, verdrängte die Hasmonäer vom
Hohenpriesterthum, führte römische Sitten und Lebensweise ein, erbaute
in Jerusalem Ringschulen, ein Theater, ein großes Amphitheater, ließ
aus Rom Schauspieler kommen, hielt große Festspiele. Der Hohepriester
war ohne Bedeutung; nach dem hohen Rathe fragte er Nichts. Seine Ge-
mahlin Mariamne, aus dem Geschlechte der Hasmonäer, ließ er hinrichten,
so wie seine Schwiegermutter und seine zwei Stiefsöhne, weil die Pharisäer
diesen zugethan waren. Der Römer Augustus sagte von ihm: er wolle
lieber des Herodcs Schwein, als sein Anverwandter sein. Er rottete die
ganzehasmonäischefamilieaus. Unter ihm ward Christus geboren; dieser
Herodes veranstaltete den bcthlehemitischen Kindermord. Als er damit um-
ging, seinen Sohn Antipater (aus früherer Ehe) hinrichtenzu lassen, er-
krankte er. Fürchterliche Körperleiden zermarterten ihn, Würmer wuchsen in
seinem Leibe; noch fürchterlicher waren seine innern Leiden, die Gewissens-
bisse, die an seiner Seele nagten. Damit Jemand bei seinem Tode traure,
ließ er die vornehmsten Juden im Amphitheater von Jericho zusammenbring-
en, und oronete an, dieselben durch Soldaten tödten zu lassen, so bald er
gestorben sei. In der gräßlichsten Verzweiflung suchte er sich selbst das Le-
den zu nehmen, ohne es ausführen zu können. 5 Tage vor seinem Tode ließ
er seinen Sohn Antipater hinrichten. Sein grausamer Sohn Archelaus, der
10 Jahre Regent von Judäa, Jdumäa und Samaria war, ward von den
Römern wegen seiner Grausamkeit von der Regierung entfernt, und nach
Gallien (Frankreich) verwiesen, und Judäa mit Jerusalem ward zu einer
römischen Statthalterschaft gemacht. So ward die Weissagung Jakobs
1 Moses 49, 10 erfüllt. Des Archelaus Bruder Antipas war noch Vier-
fürst in Galiläa, und sein Bruder Philippus ein Vierfürst des Landes
jenseits des Jordans (Trachonitis).
70 nach Chr. beginnen die Juden in blinder Erwartung, der geweis-
sagte Messias werde sie zum Siege führen, den Krieg gegen die Römer,
da sie sich das heidnische Wesen nicht aneignen konnten; Titus, der Sohn
des römischen Kaisers Vespasian, nahm nach verzweifelter Gegenwehr
Jerusalem ein, zerstörte die Stadt, wobei er vergeblich den Tempel
zu retten suchte. Bei der Belagerung der Stadt wurden die schrecklichsten
Greuel begangen. Titus ließ Hunderte von Gefangenen um die Stadt her
kreuzigen, um die Belagerten zu schrecken. In der Stadt mordeten die
Juden, die in Parteien zerfallen waren, sich selbst. 000,000 Leichen wur-
den zu den Thoren der Stadt hinausgeworfen, und in der Stadt lag cö
in den Straßen und Häusern voller Todten. Die Hungersnoth darin war
so groß, daß eine Mutter ihr eigenes Kind tödtete und aufaß. Viele tau-
send Juden wurden als Sclaven in alle Länder verkauft. 118 nach Chr.
ließ Kaiser Hadrian noch völliger zerstören, was Titus verschont hatte.
2. Nördlich vom Hindukusch wohnte um das kaspische Meer
und. den Aralsee, in den Niederungen des Dsjihhun (Orus) und
Sihhun (Iarartes) ein Volk, das sich als ein ursprüngliches und