1840 -
[S.l.]
: Selbstverl. P. Gudenrath und J. Ch. Reimerz
- Hrsg.: Reimers, Johann Christian, Gudenrath, P.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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von Frankreich und vertheilte überhaupt Kaiser-- und Königskronen
nach Belieben. Nach ihm aber verloren die Päpste durch ihren
Uebermuth und ihre schwelgerischen, schamlosen Sitten immer
mehr von ihrem Ansehen.
8. Der Streit, den der Bischof zu Rom und der Bischof
zu Constantinopel geführt hatten, und aus welchem der erste
siegreich hervorging, hatte einen Groll nachgelassen, der -sich
auch auf die folgenden Bischöfe forterbte. Bald verketzerten sich
dieselben in öffentlichen Briefen, bald heimlich, und endlich schloß
der Papst zu Rom die griechische Kirche, wie sich die zu Con-
stanrinopel haltende nannte, gänzlich von der Kirchengemeinschaft
aus (1054). So war denn die völlige Trennung beider Kir-
chen, die schon in dem Isten Jahrhundert über die Zeit, da
das Osterfest sollte gefeiert werden, begann und noch jetzt fort-
dauert, herbeigeführt. — In der römischen Kirche hatten sich
nach und nach folgende Mißbrauche eingeschlichen: 1) Anbetung
der Heiligen und der Reliquien. 2) Die Lehre vom Fegefeuer,
welche Gregor der Große schon im 6ten Jahrhundert zur Kirr
chenlehre erhoben hatte. Diese leitete man ab aus 2. Macc. 42,
43 — 46, und Sirach 61, 4—6. Nicht leicht hatte eine Lehre
größern Gewinn für die katholische Geistlichkeit bringen können,
denn nach der Lehre ihrer Kirche konnten die Seelen der Ver-
storbenen durch häufiges Mcsselesen eher aus dem Fegefeuer er-
löst werden. Die Messe wird dargestellt als ein blutiges Opfer,
wo Christus durch das in seinen Leib verwandelte Brot und
durch den in sein Blut verwandelten Wein Gott von Neuem
dargebracht und durch den Priester geopfert werde, was
gegenwärtigen und abwesenden Personen, vornämlich auch der
abgeschiedenen Seele im Fegefeuer zu Statten komme. Schon
im 4ten Jahrhundert hatte die Abendmahlsfeier den Namen
Messe bekommen, weil man in der römischen Kirche die, welche
nicht an derselben Theil nahmen, vor derselben mit den Wor-
ten zu entlassen pfiegte: „Missa est ecclesia!” d. h. die Ver-
sammlung ist entlassen. Aus missa entstand allmahlig die Be-
nennung Messe für die Abendmahlsfeier, und »peil man später-
hin auch große Jahrmärkte mir dieser anzufangen pflegte, so
bekamen diese gleichfalls den Namen Messen. Der Ausdruck
Messelesen aber kommt von den Worten, die von dem Priester
in der Abendmahlsfeier bei der Messe abgelesen wurden. Die
Privatmesse, bei weicher nur der Priester das Abendmahl ge-
nießt, geschah für Geld und sollte dem, der sie bezahlte, allerlei
Vortheile verschaffen. Die nächsten Anverwandten der Ver-