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1. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 68

1862 - Hannover : Meyer
68 104. Mein Nächster. In dem Badeorte Schwalbach war im Jahre 1839 ein öster- reichischer Officier angekommen, um gegen seine alten Leiden dort Heilung zu suchen. Aber die Hauseigenthümer mochten ihn nicht gern aufnehmen, denn er sah aus wie eine Leiche, und kein Wirt hat gern einen Sterbenden in Quartier, weils leicht Schaden abseüt und um Kundschaft bringt. Als der Kranke aus dem Wagen, in welchen! er langsames Schrittes angefahren kam, herausgehoben wurde, erklärte der Wirt zum blauen Lamm, vor dessen Hause der Kutscher hielt: er bedaure, kein Zimmer mehr zu haben. Der Mann bat, zeigte seine volle Börse, wollte doppelt zahlen, — alles umsonst. Da tritt ein Be- wohner desselben Wirtshauses an den Wagen und spricht zum Wirte: „Der Mann dort ist inein naher Verwandter und soll hier bleiben; ich theile mein Zimmer mit ihm; er schläft in meinem Bette, und ich liege auf dem Kanapee." Dagegen darf der Wirt nichts sagen, und der Kranke, halb bewußtlos, wird ins Bett gebracht. Als er erwacht, fragt er den Samariter, der sein Zimruer mit ihm getheilt: „Aber sie sagten vorher, sie seien mein Verwandter; wie heißen sie denn?" „Thut nichts," erwiderte der Samariter. „Ich diene dem Herrn Jesu; der lehrt mich, wer mein Nächster ist; und mein Nächster ist mein Bruder. Was gehts sie an, wie ich heiße; ich frage nicht, wie sie heißen, sondern wo ich helfen kann." —Der Kranke schläft ein und schließt seine Augen so schnell, daß nur eine Thräne noch Raum hat, eben durchzuschlüpfen, und noch halb zer- drückt wird. Die ersten Gläser des heilsamen Wassers von Schwal- bach mußte der Kranke im Bette trinken, die ersten Bäder im Zimmer nehmen. Der Samariter ist sein Bademeister und Wärter und hat viel Trinkgeld bekommen, denn der Officier bessert sich von Tag zu Tag, und in die Gläser und in die Bäder goß sein Wärter noch be- sondere Heilkräfte, denn er verkündigte ihm dabei Jesum Christum, den Heiland aller Sünder. Und als zehn Tage um waren oder zwölf, saß der Kranke an der Quelle, oder stieg allein hinab in die Bäder; und als vier Wochen um waren, war er geheilt, geheilt an Leib und Seele, und das Wort des Samariters: „Der Mann dort ist mein naher Verwandter," war zur vollen Wahrheit geworden, denn er war sein Bruder in Christo. Unter der Samaritergeschichte im Evangelium aber steht: So gehe denn hin und thue desgleichen. Frommer Mann hilft, wo er kann. Wie der Acker, so das Getreide; wie die Wiese, so die Weide; wie der Herr, so der Knecht; wie der Kriegsmann, so das Gefecht. Wie der Baum, so die Frucht. Gemalte Blumen riechen nicht. Willig Herz macht leichte Füße. 105. Selber essen macht fett. Ist es dir so ums Fettwerden zu thun? Ach, das Pförtlein ist so enge, das zum Leben führt, daß Leute, die nur sich alles auf-
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