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1. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 82

1862 - Hannover : Meyer
82 Meinst du, es sei nicht ein strenges Leben, dies alles recht zu leiden und durch Glauben, Anrufung Gottes und Geduld zu ertragen?" Da ging Antonius von ihm und merkte, daß ihn Gott dadurch ermahnt habe, daß er hinfort nicht mehr seinen Mönchsstand anderer Leute Leben vorziehen solle, und nicht meinen, daß er vor Gott wohlgefälliger sei, als sie mit ihrem Thun. 128. Es ist noch Raum da. Äs geschah am andern Sonntag nach Trinitatis, da man pre- digt vom großen Abendmahl, daß zu Schwabach zwei Landsknechte sitzen und hören der Predigt zu. Als sie nun vernehmen, wie die Armen und Krüppel und Lahmen geladen worden und für die Bettler auch noch Raum gewesen, wird dem einen sein Herz bewegt, und er sagt zu seinem Gesellen: „Walt Gott, lieber Bruder mein, wenn wir zu Felde müssen und der Tod die Trommel dazu schlügt, daß wir als- dann auch zur Tafel Christi und seiner Heiligen angenommen werden. Wir sind auch von den Landstraßen und Zäunen her, erbarms Gott! und rechte Bettler!" und deutete damit auf das elende Leben, das die Landsknechte führen mußten, wenn kein Krieg war, und sie nicht stehlen wollten. Als sie nun aus der Kirche gehen, hören sie großes Geschrei und die Trommel schlagen durch die Gassen. Die Feinde waren un- versehens herangerückt und wollten das Städtlein überfallen. Da muß der arme Landsknecht auch mit, setzt seinen Helm auf, nimmt seinen Spieß und zieht mit seinem Fähnlein der Trommel nach, wird aber alsbald tödtlich verwundet. Als nun die Feinde geschlagen sind, will sein Kamerad nach ihm sehen. Da sitzt er an einem Baume, lebt noch und hat die Augen gen Himmel gerichtet. Da aber der andere ihn fragt, wie es steht, sagt er: „Bruder, es ist noch Raum da!" und ist damit selig entschlafen. 129. Tod und Auferstehung. Wir müssen hinfort eine neue Lehre lernen vom Tode und Grabe: wenn wir sterben, daß es nicht todt oder gestorben heißt, sondem auf den zukünftigen Sommer ausgesäet, und der Kirchhof nicht ein Kirchhof, sondern ein Gottesacker voll lebendiger Körnlein, die da heißen Gottes Körnlein, die sollen wieder hervorgrünen und wachsen, schöner, denn ein Mensch begreifen kann. Denn Gott ist ein solcher Ackermann, und du bist sein Körnlein, das er in die Erde wirft. Er ist aber viel ein besserer und größerer Ackermann, denn ein Bauer auf dem Felde, und hat viel köstlicheren und reicheren Samen. Das sind wir Menschen, so viel unser auf Erden kommen, von Adam an bis an den jüngsten Tag; dieselben streut er um sich in die Erde, wie er sie ergreift, Weib, Mann, groß, klein, jung, alt, reich und arm. Denn es ist ihm einer, wie der andere, und die ganze Welt nicht anders, denn wie dem Landmann das Tuch voll Samen. Darum wenn er die Leute sterben läßt, das heißt er in das Tuch gegriffen und eine Handvoll um sich gestreut.
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