1862 -
Hannover
: Meyer
- Autor: Flügge, Heinrich Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wasservorräthe sind erschöpft; die Hitze aber hat schon bedeu-
tend nachgelassen, und hin und wieder wird der Boden durch
einen Gewitterregen erfrischt. Dies war die Zeit des Laub-
hüttenfestes in Israel.
3. Schwerlich wird ein anderes Land der Erde auf einem
so kleinen Raume so mannigfaltige Erzeugnisse des Morgen-
und Abendlandes, Früchte der gemäßigten und der heißen
Zone hervorbringen, wie das gelobte Land. Dies kommt von
der wunderbaren Mannigfaltigkeit von Hochgebirgen, Hügel-
land, Hochebenen, Tiefthälern, Küstenebenen, Seen, Schluchten,
Kesselthälern und Breiten, wie sie in keinem andern Lande auf
einem so kleinen Raume zu treffen sind.
An die hochragenden Gebirgshäuoter des Libanon und
Hormon lehnt sich ein höchstens 35 Meilen langes und 20 Mei-
len breites Hochland an, das durch das tiefe Jordanthal in
zwei Theile getheilt ist. Der östliche Theil heißt in der heili-
gen Schrift das Land Gilead, der westliche das Land Kanaan;
dieses enthält die drei Landschaften Galiläa, Samaria und Judäa.
2. Das Jordanthal.
1. Äer Jordan durchströmt das heilige Land von Norden nach
Süden. Er entsteht aus mehreren Quellen am Fuße des Hermon
und fließt zunächst in den See Merom. Der Merom ist im Früh-
linge, wenn auf dem Libanon der Schnee thaut, über drei Stunden
lang und zwei Stunden breit. Im Sommer dagegen ist er ganz
ausgetrocknet. Man bestellt dann in ihm das Feld und erntet Reis.
— Am Südende des Sees tritt der Jordan wieder hervor; sein Lauf
geht in rascher Strömung, und sein getrübtes Wasser klärt sich bald
ab. — Einige Stunden südwärts geht er durch eine fruchtbare Ebene
langsam in den See von Genezareth. Dieser freundliche Land-
see, welcher auch das galiläische Meer oder der See von Liberias
genannt wird, ist drei Meilen lang und bis anderthalb Meilen breit.
Er bildet eine der anmuthiasten Gegenden des heiligen Landes. Der
runde Spiegel seiner dunkelblauen Gewässer blmkt klar und glänzend
zwischen den Bergen hervor. Im Norden und Süden begrenzen ihn
fruchtbare Ebenen; im Osten und Westen dagegen umschließen ihn
schöne Hügel und Berge. Aus ihren Schluchten treten rasche Bäche
hervor und ergießen sich in ihn. Zuweilen bringen plötzlich aus diesen
Bergen hervorspringende Zugwinde und Windwirbel das friedliche
Gewässer in wilden Aufruhr, wie damals, als der Herr auf dem
Schifflein schlief, Luk. 8. Der Reichthum des galiläischen Sees an
Fischen ist sehr groß; sein Wasser ist rein und kühl; Grund und Ufer
sind sandig. An seinen Ufern gedeihen Datteln, Citronen, Pome-
ranzen, Trauben, Melonen und Getreide. Dichter Baumwuchs mit
Buschwerk, Oleanderbäume und Saatfelder umkränzen das nord-
westliche Ufer. Aus den Büschen ertönt das Lied der Drossel und
Nachtigal und aus den Felsenhöhlen von Magdala die Stimme der
wilden Taube.