1862 -
Hannover
: Meyer
- Autor: Flügge, Heinrich Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Menge von Tempeln, Altären und Bildern des Götzendienstes sah,
und wie das leichtfertige Volk diesem Dienste sinnlos nachlief. Das
Evangelium von Jesu und von der Auferstehung war den Weisen
der Stadt eine Thorheit, und das leichtfertige Volk war nur darauf
gerichtet, etwas Neues zu hören. Nur wenige bekehrten sich, und
der Apostel zog bald weiter gen Korinth. Diese Stadt lag auf
einer schmalen Landenge zwischen zwei Meerbusen und eignete sich
daher recht zum Handel. Durch Handel war sie reich geworden.
Die Gemeinde, welche Paulus daselbst gründete, hatte vom Herrn
reiche Erkenntniß und Wundergaben bekommen; sie bekümmerte den
Apostel aber oft durch ihren Zwiespalt und unheiligen Sinn. — Die
Stadt ist jetzt durch ein Erdbeben fast ganz zerstört. In ihrer Nähe
ist viel Weinbau; die Korinthen haben ihren Namen daher. — Dieser
südliche Theil der griechischen Halbinsel war früher in den Händen der
Türken; um das Jahr 1830 hat er sich aber von deren schändlichem
Regimente losgerissen und bildet jetzt das Königreich Griechenland;
es ist so groß wie das Königreich Hannover.
3. Das übrige Land, ehemals überall christlich, seufzt noch
unter der rohen Gewalt der Türken. Diese nahmen 1453 Konstan-
tinopel ein und stürzten damit das griechische Kaiserthum. Seitdem
haben sie die Christenheit oft in Schrecken versetzt und würden das
auch heute noch thun, wenn sie nur könnten. Damals beteten unsre
Väter: Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort, und steur des Papsts
und Türken Mord. Konstantinopel, früher Byzanz, wurde von
Konstantin dem Großen zur Residenz erwählt und prächtig ausge-
baut^ seitdem führt sie den jetzigen Namen. Die Türken nennen sie
Stambul. Sie hat enge, schmutzige Straßen und meist hölzerne Häu-
ser; ihre Lage aber, am Meere, nur eine Stunde von der Küste Asiens
entfernt, ist sehr schön. Das merkwürdigste Gebäude ist die herrliche
Sophienkirche, welche Kaiser Justinian Christo, der göttlichen Weis-
heit, zu Ehren erbaute; sie ist ein türkisches Bethaus geworden und
wartet, daß anstatt des Halbmonds auf ihrer Kuppel das Kreuz wie-
der aufgerichtet werde.
16. Rom.
Äls der heilige Paulus über zwei Jahr lang in Ephesus ge-
wesen war und nun das Evangelium in den Ländern von Kleinasien
und Griechenland genug befestigt hatte, schickte er sich an, gen Jeru-
salem zu ziehen, und sprach: Wenn ich daselbst gewesen bin, muß ich
auch Rom sehen, Apg. 19, 21. Und bald darnach schrieb er von
Korinth aus den Brief an die Gemeinde zu Rom, in welchem er seine
Hoffnung aussprach, durch den Willen Gottes zu ihnen zu kommen,
Röm. 15, 32. Nach Rom ging also jetzt sein Verlangen; denn diese
Stadt war die Hauptstadt des großen Römerreiches, des vierten
Weltreiches, von welchem der Prophet Daniel geweissagt hat.
Etliche Jahrhunderte lang hatte das römische Reich jetzt schon
bestanden. Sein Ursprung war die Stadt Nom. Von hier aus
hatte es sich in immer größere Fernen hinein erweitert; ein ermatte-