Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 238

1862 - Hannover : Meyer
238 machte sie an ihrer Schwiegermutter. Ost wurde sie durch schaden- frohe Geschwätzigkeit der Dienstboten bei ihr verleumdet; aber durch unausgesetzte Freundlichkeit, Sanstmuth und Dienstsertigkeit gewann sie das Herz der Schwiegermutter und ihr volles Vertrauen. Bei ihrem Manne ging es aber langsam; 16 Jahre hatte sie um seine Seele gebe- tet und geduldet. Erst gewann sie seine Hochachtung; daun zwang ihn der heilige Geist, daher sein treues, frommes Weib um Verzeihung bitten mußte, wenn er gegen sie getobt hatte. Ihre stete Klarheit, stille Sanstmuth und christliche Gelassenheit waren ihm ein Spiegel, in wel- chem er täglich sein wüstes, ruheloses, heidnisches Wesen schaute. Er urtheilte immer günstiger über das Christenthum, und endlich ließ er sich unter die Zahl der christlichen Katechumenen aufnehmen. Nun be- währte sich auch an ihm das Evangelium als eine Kraft Gottes, selig zu machen alle, die daran glauben. Welche Freude für Monika! Doch sie währte nicht lange; denn bald nachdem ihr Gemahl die heil. Taufe empfangen, rief ihn der Herr zu sich. 2. Monika hatte einen Sohn, Aureliud Augustinus, einen hochbegabten Jüngling, der aber, einzig und allem getrieben von Ehrgeiz und der Sucht zu glänzen, von Bekehrung seines Herzens zu Gott nichts wußte. Im Umgänge mit aufgeblasenen und zucht- losen Menschen sank er immer tiefer ins Verderben. Monika konnte nur weinen, warnm und beten. Und als ihr der Kummer um den verlornen Sohn das Herz brechen wollte, schüttete sie es vor dem Bischof ihrer Vaterstadt aus. Der sprach das tröstliche Wort: „Weib, gehe nur hin und fahre fort zu beten. So wahr du lebst, es ist ja nicht möglich, daß ein Sohn so vieler Thränen verloren gehe!" Und er hatte wahr gesprochen. Augustinus hatte sich heimlich von sei- ner bekümmerten Mutter wider ihren Willen fortgerissen, war nach Rom gegangen, hatte dort vergebens mehr Ruhm und Einkünfte ge- sucht und sich endlich nach Mailand gewendet. Da erweckte die Pre- digt des Bischofs Ambrosius in ihm einen Hunger nach der rech- ten Seelenspeise, der untrüglichen, göttlichen Wahrheit; seine Seele war so ruhe- und friedeleer, bis sie Ruhe fand in dem Herrn. Er sah, wie andere dem Genusse des Reichthums entsagten um Gottes willen, erfuhr, wie gelehrte Männer seinesgleichen, Ungelehrte von hohem Stande demüthige Christen wurden: da konnte er es nicht länger aushalten. „Was ist das? Wie geschieht uns?" rief er seinem Freunde zu, „Ungelehrte reißen das Himmelreich an sich, und wir mit unserm herzlosen Wissen bleiben dahinten und wälzen uns in der Sünde?" Glühend ging er in das Gärtchen am Hause, wei- nend warf er sich unter einem Feigenbäume nieder und rang mit Gott im heißen Gebete: „Ach, Herr, warum nicht in dieser Stunde das Ende meiner Schande?" Da hörte er vom Nachbarhause her eine singende Stimme: „Nimm und lies!" Er entfärbte sich. Eiligst schlägt er die Schrift auf und liefet Röm. 13, 13. 14. Mehr be- durfte es nicht. Der Herr hatte sich dies sein Kind erobert. Nun begann ein neues Leben, und ein Jahr darauf wurde Augustin vom Bischof Ambrosius getauft. Monika aber, die ihm nach Italien
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer