1862 -
Hannover
: Meyer
- Autor: Flügge, Heinrich Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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wehrhaft gemacht und trat in den Stand der Knappen ^ als
solcher lebte er seinem Herrn zu treuem Dienst und begleitete
ihn als lein Schildträger zu Ritterspiel und Kampf. Hatte er
nach siebenjähriger Lehrzeit hinreichend Proben seiner Waffen-
tüchtigkeit und eines christlichen Lebens abgelegt , so durfte
er das Rittergelübde ablegen, den Glauben, Wahrheit und
Recht, Witwen und Waisen, überhaupt die bedrängte Unschuld
vertheidigen zu wollen; dann erhielt er den Ritterschlag, und
nun durfte er an den Turnieren oder ritterlichen Waffenspielen
theilnehmen.
Die Ritter wohnten in ihren meist auf Berggipfeln erbau-
ten festen Burgen. Dort, hinter doppelten Mauern mit Tür-
men und Gräben mit Zugbrücken ergötzten sie sich bei Becher-
klang, Saitenspiel und den Erzählungen abenteuerlicher Ge-
schichten; beim festlichen Turnier tummelten sie das Roß, oder
sie zogen zum blutigen Strauß, während die Ritterfrauen und
Töchter spannen und webten, die Dienerschaft beaufsichtigten,
oder bei den ritterlichen Festlichkeiten schön geschmückt zu-
schauten. Fahrende Sänger zogen von Burg zu Burg un$
sangen von der Ehre deutscher Frauen, von den Reizen des
Frühlings und den Thaten alter Helden; und selbst Kaiser und
Könige ergötzten sich an der fröhlichen Sangeskunst und übten
sie. Unter den zahlreichen Bewohnern einer größeren Burg
waren die nöthigen Handwerker. Sie alle nährten sich von
den Abgaben der Bauern, die auf dem Grund und Boden der
Burg wohnten, und vertheidigten sie vor feindlichen Angrif-
fen, welche von dem ins Weite lugenden Turm wart durch
Stöße ins Horn verkündigt wurden. Manche Burg wurde aber
in gesetzloser Zeit ein Raubnest, mancher Ritter ein Wege-
lagerer, ein Schrecken des friedlichen Landmanns und des
sorglos einherziehenden Kaufmanns, der aus fremdem Lande
feine Waren brachte. Blutige Kämpfe zwischen Rittern und
Fürsten, zwischen Herren und Bürgern durchtobten das Land.
Während der Kreuzzüge entstanden die Ritterorden.
Im Kloster und Hospital Johannis des Täufers zu Jerusalem
bildete sich der Johanniterorden. Da sah man Ritter,
sonst in Eisen und Stahl gehüllt, im friedlichen Ordensgewände
liebreich die Kranken pflegen, die Leidtragenden trösten, die
Verwundeten verbinden, überall Liebe und Demuthüben. Ein
Theil der Ordensbrüder aber führte das Schwert gegen die
Ungläubigen. Sie trugen einen schwarzen Mantel mit weißem
Kreuz. Nach dem Verluste des gelobten Landes setzten sie
sich erst auf Rhodus, dann auf Malta fest, weshalb sie auch
Rhodiser oder Malteser Ritter hießen. Die Tempelherren
mit weißem Mantel und rothem Kreuz hatten außer den drei
Mönchsgelübden der Ehelosigkeit, Armuth und des Gehorsams
3gen die Ungläubigen gelobt.
besuchen und sechzig Vater-