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1. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 294

1862 - Hannover : Meyer
294 indem auf kaiserlichen Befehl eine Kirche niedergerissen und eme andre geschlossen wurde. Als die Evangelischen 'sich beim Kaiser beschwerten, wurden sie hart abgewiesen. Da zogen sie bewaffnet ins Schloß zu Prag und warfen die kaiserlichen Räthe, die ihnen feind waren, aus dem Fenster (1618). Das war der Anfang des Krieges. Den deutschen und böhmischen Thron hatte setzt Ferdi- nand Ii. bestiegen, ein eifriger Jesuitenschüler. Er besiegte die Böhmen, und nun begann ein schreckliches Blutgericht. Sieben und zwanzig der Vornehmsten wurden hingerichtet; alle evangeli- schen Prediger und Lehrer wurden vertrieben, und wer seinen Glau- den nicht verleugnen wollte, mußte das Land verlassen. An 30000 Familien zogen aus, denn ihr Glaube ging ihnen über Heimat und Besitz; viele von ihnen verließen ganz arm das Land. Darnach ist eine tiefe Stille in dem Lande Böhmen geworden, wie die Stille eines Kirchhofs. Jetzt nahmen die feindlichen Heere das evangelische Norddeutsch- land ein. An der Spitze derselben standen die beiden Feldherren Tilly und Wallenstein. ^Tilly war von Gestalt klein und hager, die Stirn gerunzelt, das Haar grau und borstig, der Bück finster, die Nase lang, die Wangen hohl, und am spitzen Kinn trug er einen starken Knebelbart; aber bei aller Wildheit war er stets nüch- tern und enthaltsam im Genuß und uneigennützig. Anders Wal- lenstein. Er stammte von evangelischen Eltern; auf Zureden der Jesuiten war er katholisch geworden. Seine lange magere Ge- stalt mit schwarzem, kurzgeschnittenem Haar, rothen Hosen und rothem Mantel, ledernem Wamms, spanischem Halskragen und dem Hut mit der rothen Feder, seine geheimnißvolle Miene, sein argwöhni- scher Blick war unheimlich und grauenerregend. — Wohin sie mit ihren Heeren kamen, wurden die Felder verwüstet, die Dörfer und Städte zerstört, Weiber und Kinder mißhandelt, die Männer getod- tet, Geld und Gut geraubt. Nur die Stadt Stralsund widerstand dem Wallenstein; obgleich er sich vermaß, und wenn sie mit Ketten an den Himmel geschlossen wäre, so solle sie herunter, so mußte er dennoch mit Schanden abziehen, nachdem 12000 Mann vor den Wällen der Stadt gefallen waren. Da der Kaiser nun durch seine Heere Herr von ganz Deutsch- land war, so gab er Befehl, die Evangelischen sollten alle seit 1552 eingezogenen Kirchengüter herausgeben, und den katholischen Fürsten sollte es freistehen, ihre Unterthanen zur Rückkehr in die römische Kirche zu zwingen. 2. Da sandte Gott einen Helfer, den König Gustav Adolf von Schweden. Er war hoch von Wuchs, hatte eine breite, klare Stirn, eine Adlernase, große, helle Augen und eine wohltönende Stimme. Obwohl sehr ernst, war er doch freundlich und leutselig. Ein frommer, evangelischer Sinn verband sich bei ihm mit ritter- licher Tapferkeit. — Er horte den Nothschrei seiner Glaubensbrüder in Deutschland und beschloß ihnen beizustehen. Mit einem wohlgeordneten, gottesfürchtigen Heer von 15000
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