1862 -
Hannover
: Meyer
- Autor: Flügge, Heinrich Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
298
"Und war die Liebe von euch gewichen, und der Haß hatte
die Herzen erfüllt und wußten nichts mehr von Deutschland und
von dem Vaterlande und von der alten deutschen Ehre und Frei-
heit, und ließen der eine von dem andern und gingen ein jeglicher
seinen eigenen Weg, und trachteten nur nach Geld und wie sie
des Tages am besten gebrauchten. -Denn Gott im Himmel wohnt
weit von uns/ sprachen sie, -und was hinter diesem Leben liegt,
ist dunkel/ Darum, weil sie Gott vergaßen, hat sie Gott vergessen.
Weil sie nicht glaubten, darum verzagten sie sogleich und wurden
gegeben in die Hand ihrer Dränger. Also gebar die Sünde das
Unglück, undr der Übermuth brütete die Feigheit aus; und es ge-
schah, wie der Prophet spricht: -Ich will den Erdboden heimsuchen
um seiner Bosheit willen, und die Gottlosen heimsuchen um ihrer
Untugend willen, und des Hochmuths der Stolzen ein Ende machen
und die Hoffahrt der Gewaltigen demüthigen/ Wenn du dich
aber bekehrst und zu Gott wendest, wird er sich zu dir wenden und
das Unglück von dir nehmen und dir ins Herz rufen: Ich habe
dich wider das fremde Volk zur festen, ehernen Mauer gemacht;
ob sie wider dich streiten, sollen sie dir doch nichts anhaben: denn
ich bin bei dir, daß ich dir helfe und dich errette; und will dich
auch retten aus der Hand der Bösen und erlösen aus der Hand
der Tyrannen/'
35. Gottes Gericht in' Rußland.
Rapoleon hatte zu seinem Zuge nach Rußland die besten
Scharen aus allen Ländern Europas gesammelt. Sie waren in
den Waffen wohlgeübt und mit allem Kriegszeuge aufs beste ver-
sehen. Aber Gott setzte dem stolzen Eroberer sein Ziel. Zwar
mußten die Russen nach mehreren tapfern Gefechten das Feld räu-
meil; sie zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten
Hauptstadt,' indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon
folgte ihnen dorthin; da ereilte ihn die göttliche Gerechtigkeit. Am
14. September 1812 war er siegestrunken in das alte Schloß der
russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgen-
den Nacht brachen über seinem Haupte Flammen aus, welche die
ganze Stadt in Asche legten. Die Russen hatten die Stadt selber
angezündet, um ihm das Bleiben zu verleiden. Nun war Napoleon
zum Rückzug genöthigt. Ende Octobers trat er ihn an. Darauf
hatten die Russen gewartet: mit den Schwärmen ihrer Kosacken
verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe weder
bei Tag noch bei Nacht, und wer sich von dem Hauptheere entfernte,
wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furcht-
barer herein: früher als sonst trat in den öden Steppen Rußlands
ein harter Winter ein. Die fliehenden Scharen/hatten keinen Schutz
gegen seine Strenge; ihre Kleider waren zerrissen; die Füße, halb
entblößt, zitterten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte
waren verwüstet; nirgend ein Obdach gegen den furchtbar schnei-
denden Wind; kein Bissen Brot, den Hunger zu stillen. An jedem