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1. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 317

1862 - Hannover : Meyer
317 die kalte Jahreszeit im Schlafe. Ihre Nahrung besteht sowohl in Thieren, wie in Pflanzen, Früchten und Wurzeln. 2. Der Landbär ist eben so finster und ungesellig, wie die. meisten seiner Verwandten, und auch die Trägheit hat er mit diesen gemein. Da, wo die Natur ganz wild ist, in dicken Wäldern und finstern Bergschluchten, wohnt er am liebsten. In einer Höhle, die er weich mit Gras und Laub ausgepolstert hat, bringt er fast den ganzen Winter mit Schlafen hin, säuft und frißt nur selten. Ist der Som- mer da, so kommt er abgemagert hervor und schleppt sich brunnnend und mit den Zähnen knirschend langsam und schwerfällig durch die finstere Waldung; denn seine breiten Tatzen haben sich gehäutet, und jeder Schritt thut ihm an den dünnen Sohlen weh. Auch kehrt er bald genug wieder zurück; es ist ihm nicht wohler, als in der Einsamkeit seiner Höhle. Selbst mit seinem Weibchen lebt er nicht viel beisammen; dieses muß sich schon deshalb von ihm abson- dern, weil er bei gutem Appetit leicht seine Jungen verzehrt. We- nigstens weiß man das vom brauen Bär. Die Mutter verbirgt deswegen die Jungen sorgfältig vor diesem und jagt ihn, wenn er ihr Lager dennoch entdeckt, mit tüchtigen Ohrfeigen weg, wie sie bei den Bären Mode sind. Denn zürn Kampfe richten sie sich auf die Hinterbeine und hauen mit ihren Vordertatzen auf den Feind los. Der schwarze Bär scheint etwas geselliger zu sein als sein brauner Bruder. Er ist nicht 5 Fuß lang, während der braune darüber mißt und zuweilen ein Gewicht von mehr als 400 Pfun- den hat. 3. Zur düstern Gemüthsart des Bären paßt sein Körperbau. Er ist kurzbeinig und plumpes Leibes und steckt Sommer und Win- ter in dichtem, zottigem Pelze. Der Hals ist dick, der wolfähnliche Kops breit, mit platter Stirn und vorgestreckter Schnauze. Das kleine, schiefe Auge mit dem mißtrauischen Blick ist, wie beim Dachs, nicht viel werth, auch wird er im Alter leicht blind; aber das auf- gerichtete, kurze Ohr erspürt von ferne jeden Laut, und die feine Nase leitet ihn beim Aufsuchen der Nahrung. Gebiß und Klauen sind kräftig, wie der ganze Körper. Trotz aller Trägheit ist er muthig und tapfer, dazu im Laufen, wenigstens auf ebenem Wege und besonders bergan, schnell (bergab wills mit seinen kurzen Vor- derbeinen nicht recht gehen) und im Klettern und Schwimmen ge- schickt. Aber bei seiner Dummheit schützen ihn diese Eigenschaften nicht. Selbst die offene Jagd auf den Bären ist nicht sehr gefähr- lich und endet fast immer mit seinem Tode, der vielen Arten nicht zu gedenken, auf die er durch List sich fangen läßt. Bei den letz- tem wird häufig auf Eigensinn und Jähzorn, die große Gewalt über ihn haben, gerechnet. So legt man ihm z. B. in Sibirien und Kamtschatka auf Anhöhen Schlingen, die an schwere Holzklötze befestigt sind. Geräth er mit dem Kopf in eine solche, so hemmt der Klotz sein Fortschreiten. Dann sieht er sich brummig um, und sobald er gewahrt, wo das Hinderniß eigentlich steckt, nimmt er grimmig das Holz zwischen die Vordertatzen, richtet sich aus und
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