1862 -
Hannover
: Meyer
- Autor: Flügge, Heinrich Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Hat man die Randgebirge überstiegen, so kommt man in eine weite
Ebene, 100 Stunden lang und 20 bis 30 Stunden breit. Im
Sommer ist ihr Thonboden ausgedörrt. Nur in den Rinnen der
Flüsse, die aber auch endlich austrocknen, bleibt noch einiges Grün;
sonst sieht alles aus wie eine Wüste. Sobald aber die Regenzeit ein-
tritt, wird die Ebene voll des frischesten Grases und der schönsten
Blumen. Dann kommen Giraffen und Antilopen von den Gebirgen
und durchwandern sie; die Colonisten führen ihre Schafe und Rin-
der auf die Weide. Nach etlichen Wochen aber welken Gras und Blü-
ten; die Flüsse beginnen auszutrocknen und die Quellen zu versiegen;
die Herden werden wieder in ihre höhere, kühlere Heimat getrieben.
Der Boden springt mit tiefen Rissen auf, und ein dunkler Staub be-
deckt ihn.
Die ursprünglichen Bewohner des Caplandes sind die Koffern
und Hottentotten. Sie haben vor den Colonisten nach dem Norden
zurückweichen müssen; die Kaffern wohnen an der Ostküste. Seit
längerer Zeit predigen evangelische Missionare ihnen das Evangelium;
in etwa 80 Msssionsstationen erbeben sich Kirchen und Schulen.
Wüsteneien werden urbar gemacht, Gärten angelegt, die Felder sorgfäl-
tig bestellt, Häuser gebaut und die Bewohner an christliche Zucht und
Sitte gewöhnt.
Auch auf der waldigen Gebirgsinsel Madagaskar ist das
Evangelium schon verkündigt worden; aber die wilde Wuth der Hei-
den hat die Christen auf alle erdenkliche Weise zu Tode gemartert.
Wenige haben sich in die Schluchten und Einöden geflüchtet und har-
ren des Tages, da der Morgenstern wieder über Madagaskar erglän-
zen wird.
20. Der Löwe.
1. Ü^er Löwe wird wegen seiner Kraft, seines Muthes und
seines prächtigen Gliederbaues der König der Thiere genannt. Seine
Farbe ist gelb. Die Brust ist breit; die Gliedmaßen sind kräftig.
Der Schwanz endigt sich in einen dicken Haarbüschel. Der männ-
liche Löwe hat vom vierten Jahre an eine Mähne, die Kopf, Hals
und Schultern bedeckt; im Zorn sträubt und schüttelt er sie gewal-
tig. Der Kopf des Löwen ist groß, das Gesicht beinahe viereckig,
der Hals stark und die Zunge so stachelig, daß er damit verwun-
den kann. Man sieht ihm Ernst, Stolz, Kühnheit und Kraftgefühl
an; seine Bewegungen sind kraftvoll, leicht und behende, und wenn
er seme Stimme erhebt, so erschrecken die Thiere weit und breit.
Er besitzt eine solche Stärke, daß er einen Ochsen im Maule fort-
trägt und mit einem Schlage seiner Tatze einen Menschen zu Boden
schlagen kann. Sein Gang ist langsam; oberer kann weite Sprünge
machen. Er fällt besonders Rinder, Pferde, Hirsche, Gazellen,
Schafe, wilde Schweine an; an den Menschen wagt er sich in der
Regel nur, wenn er gereizt wird, oder wenn ihn heftiger Hunger
quält. Ehe er angreift, legt er sich in einer Entfernung von 10 öis
12 Fuß nieder, um sich zum Sprunge vorzubereiten; diesen Augen-