1844 -
Leipzig
: Tauchnitz
- Autor: Calinich, Ernst Adolf Eduard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
244
Sechste Abtheilung.
gründcr des Bürgcrstandcö; doch ist dabei zu bemerken, daß
auch an andern Orten schon Städte aus der Römerzeit sich
vorfanden ttnd auch einzelne Klöster, wie St. Gallen und
Fulda, sich zu Städten umbildeten. Um die festen Plätze zu
heben, ordnete er an, daß alle Versammlungen, große Feste,
Jahrmärkte und Kirchmessen daselbst gehalten werden sollten
und gab den Bürgern eine sichere Rechtspflege. So beför-
derte er den Handel und Verkehr in den Städten. Er bela-
gerte selbst die Stadt Prag, welche der slavische Fürst Wen-
ceslaus inne hatte und eroberte in der Mark Brandenburg
die Stadt eines andern Slavenstammes, der Heveller (Havel),
Brennabürg. Eben so glücklich war er gegen die Ungarn,
welche er in der Schlacht bei Sondershausen und bei
Merseburg fast gänzlich vernichtete im Jahre 933. Das
Andenken an diese Hunnenschlacht, wie man sie gewöhnlich,
aber fälschlich nennt, wird noch jetzt jährlich in dem Dorfe
Keuschbcrg bei Merseburg in der Kirche gefeiert. Um seine
Deutschen auf diese Schlacht vorzubereiten, hatte er sie beson-
ders im Reitergefechtc geübt, weil die Ungarn beritten waren,
und hatte Kampfspiele eingeführt. Dadurch wurde er auch
der Stifter des Rittcrwesens, was zu seiner Zeit wohlthätig
auf Deutschland wirkte. Heinrich starb, allgemein betrauert,
936 im 60. Jahre seines Alters. Sein Nachfolger und
Sohn, Otto der I. oder der Große, von 936—973 war
auch ein sehr kräftiger Fürst, war siegreich gegen die Slaven
und schlug die noch einmal einbrechenden Ungarn, auf dem
Lechfelde bei Augsburg 955, völlig. Auch unterwarf er sich
Italien, was jedoch keinen Segen für Deutschland brachte und
ließ sich vom Papste zum römischen Kaiser krönen. Seit die-
ser Zeit hießen die Könige Deutschlands bis zum Jahre 1806
römische Kaiser. Er starb 973 und wurde in Magdeburg
begraben. Eine steinerne Bildsäule auf dem Markte daselbst
erinnert an ihn. —
Die nachfolgenden sächsischen Kaiser waren Otto Ii.,
Otto Hi. und Heinrich Ii., welcher 1024 starb. Ottoii. war
stolz und verschwenderisch; Otto Iii. war ein sehr gebildeter
Fürst, starb aber leider schon in seinem 22. Jahre; Heinrich Ii.
war zwar ein guter, aber schwacher Fürst. Doch wir verlas-
sen nun auf einige Zeit die Deutschen, um uns zu einem an-