1844 -
Leipzig
: Tauchnitz
- Autor: Calinich, Ernst Adolf Eduard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Neu nie Abtheilung.
Heinrich des Erlauchten die Markgrafschaft Meißen theilweise von
Wenzel, König der Böhmen, später von dem Kaiser Albrecht in
Anspruch genommen wurde und deshalb viel zu leiden hatte.
Endlich nach langen Kämpfen gelang es Friedrich dem Gebisse-
nen, im I. 1308 Meißen, Thüringen und das Osterland zu einem
Reiche zu vereinigen; die Niederlausitz und Landsberg waren für
die Wettiner verloren gegangen. Friedrich starb, nachdem er seit
1322 in Schwermuth verfallen war, im I. 1324. Sein Vater,
Albert der Unartige, welcher die letzten Jahre seines Lebens nach
Niedcrlegung der Regierung in Erfurt oft in dürftigen Umständen
zubrachte, war ihm schon im I. 1314 im Tode vorangegangen.
8- 7.
Von den folgenden Markgrafen, Friedrich dem Ernsthaf-
ten, dem Strengen und Streitbaren, ist besonders Friedrich
der Streitbare zu erwähnen. Dieser regierte von 1381 — 1424.
Nachdem schon unter seinen Vorgängern das Wettinsche Haus
fein Besitzthum erweitert hatte, gelang es diesem, sich das jüngere
Herzogthum Sachsen und mit demselben die Kurwürde zu ver-
schaffen. Die Regierung Friedrich des Streitbaren fiel nämlich
in die traurige Zeit des Hussitenkriegs. In diesem Kriege unter-
stützte derselbe mit großer Aufopferung den Kaiser Sigismund
gegen die Hussiten, weshalb Letzterer die sich ihm darbietende Ge-
legenheit, Friedrich durch die Belehnung mit dem Herzogthume
Sachsen die aufgewendeten Kriegskosten zu vergüten und ihn sich
enger zu verbinden, benutzte, obgleich Andere, besonders der Herzog
von Sachsen-Lauenburg, noch eine größere Anwartschaft aus das-
selbe hatten. Sigismund stellte deshalb nach dem Tode des letz-
ten Herzogs von Sachsen ans dem Askanischen Hause, welcher
im Jahre 1422 erfolgte, den 6. Jan. 1423 einen Lehnbrief aus,
wodurch er das Herzogthum Sachsen und die Kur mit allem
Zubehör an Friedrich den Streitbaren und seine Erben ver-
lieh. Unter die traurigsten Ereignisse, welche sich während Fried-
richs Regierung zutrugen, gehört die Schlacht bei Außig, welche
sein Heer den 15. Juni 1426 gegen die Hussiten verlor. Er
selbst war in Nürnberg abwesend. Es sollen in derselben 12000
Deutsche und 3000 Hussiten ihren Tod gefunden haben. Noch
ist Friedrich als Stifter der Universität Leipzig zu erwähnen.
Als nämlich der König Wenzel von Böhmen die Deutschen,
welche auf der Universität zu Prag Lehrerstellen time hatten, zu
Gunsten der Böhmen, welche von Huß angeführt wurden, zurück-
gesetzt und selbst einen Koch zum Rektor der Universität, um sie
zu verspotten, erwählt hatte, so verließen im I. 1409 46 Lehrer
der Prager Universität- da man auf ihre Vorstellungen nicht hörte,
mit ungefähr 2000 Studirenden Prag und zogen nach Leipzig-