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1844 -
Leipzig
: Tauchnitz
- Autor: Calinich, Ernst Adolf Eduard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Neunte Abtheilung.
ungewöhnlichen Stärke die größte Bewunderung erregt. In Wien
soll er einmal 2 Trompeter auf beiden Händen vom höchsten Al-
tane des Stephansthurmes ins Freie gehalten und in Madrid bei
einem Stiergefechte einem der wüthendsten Stiere mit einem Hiebe
den Kopf abgehauen haben. In Ungarn zerbrach er einmal einem
Hufschmied ein herbeigebrachtes Hufeisen. Nicht minder zeichnete
er sich durch Witz und Kunstliebe aus. Dagegen wurde feine
Sinnlichkeit, seine Prachtliebe und sein Ehrgeiz für Sachsen äu-
ßerst nachtheilig.
Um zur polnischen Königskrone zu gelangen, trat er den 23.
Mai 1697 zur großen Betrübniß aller protestantischen Fürsten
und der Sachsen zu Baden bei Wien zur katholischen Kirche über
und suchte die Besorgnisse seiner Unterthanen durch ein Dekret,
in welchem die bestehende Verfassung des Landes bestätigt wurde,
zu beschwichtigen. Sein Wunsch, König von Polen zu werden,
ging in Erfüllung. Durch Überredung, Geld und List brachten
es seine Unterhändler dahin, daß er den 27. Juni 1697 zum
Könige gewählt und den 15. Septbr. in Krakau feierlich gekrönt
wurde. Diese Königskrone mußte aber von Sachsen theuer er-
kauft werden. Durch dieselbe wurde nämlich Friedrich August
in einen für ihn verderblichen Kampf mit dem Könige der Schwe-
den, Karl Xii., verwickelt. Dieser brachte es dahin, daß August
den 6. Febr. 1704 entthront und Stanislaus Leczinsky an seiner
Statt zum Könige gewählt wurde und, als August nicht darein
willigen wollte, so marschirte Karl im Septbr. 1706 nach Sachsen
und schlug zu Altranstädt seine Winterquartiere auf. Die
Folge davon war der Friede zu Altranstädt den 24. Septbr. 1706,
in welchem August aus Polen für sich und seine Nachkommen
verzichten mußte, und überdies eine ungeheure Kriegslast, welche
die Schweden den Sachsen aufbürdeten. Man berechnet die Ko-
sten dieses feindlichen Einfalls auf 23 Millionen Thlr. Karl
zog erst im Septbr. des folgenden Jahres mit einem wohlgerü-
steten Heere von 34000 Mann aus Sachsen aus. Als Karl
1709 bei Pultawa von Peter dem Großen geschlagen worden
und nach der Türkei geflohen war', versuchte August, sich der
Krone Polens wieder zu bemächtigen. Es gelang ihm auch nach
mehrfachen Kämpfen und er wurde nach dem Tode Karl Xii.
im I. 1718 in dem Frieden zu Oliva im I. 1719 von Schwe-
den als König von Polen anerkannt und Stanislaus entsagte der
Krone. Dieser Kampf um die polnische Krone sog die besten
Kräfte aus Sachsen und machte Sachsen arm an Geld und Leu-
ten, ohne irgend einen Vortheil demselben zu gewähren. Die
Steuern und Abgaben wurden aus eine ungewöhnliche und un-
erhörte Weise trotz alles Widerspruchs der Stände erhöht und was