1844 -
Leipzig
: Tauchnitz
- Autor: Calinich, Ernst Adolf Eduard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Neunte Abtheilung.
8- 21.
Friedrich August Iii. regierte von 1768—1827. also
58 Jahre lang. Die ersten Jahre seiner Negierung gingen in
Ruhe vorüber und er war bemüht, das Land durch zweckmäßige
Einrichtungen im Sinne seines Vaters und seines Vormundes zu
heben und zu kräftigen. Fast kein Zweig der Verwaltung blieb
unberücksichtigt; auch wurde die Rechtspflege durch Abschaffung
der Tortur und des Staubpesens wesentlich verbessert. Das
strengste Rechtsgefühl zeichnete den Kurfürsten aus, so wie die
größte Thätigkeit und Wirthschaftlichkeit. Ob man ihm gleich
die Krone von Polen anbot, so nahm er sie doch nicht an, son-
dern blieb lieber bloß Kurfürst, als daß er durch die Annahme
dieser Krone Sachsen in Gefahr bringen wollte. Als ein Be-
weis der großen Gewissenhaftigkeit August's verdient bemerkt zu
werden, daß er die 6 Millionen Gulden, welche er nach den Be-
schlüssen des Teschner Friedens vom 13. Mai 1779, welcher dem
sogenannten Kartoffelkriege oder dem baierschen Erbfolgekriege ein
Ende machte, als Entschädigung für seine Ansprüche an Baiern
erhielt, nicht seiner Privatkasse, wozu er volles Recht gehabt
hätte, sondern der Landeskasse zuwies. Als im I. 1789 die
Revolution in Frankreich ausgebrochen war, hallten ihre Nach-
klänge auch in Sachsen unter dem Bauernstande wieder. Dieser
glaubte nämlich viele gegründete Beschwerden zu haben und
reichte dieselben auch bei dem Kurfürsten ein. Da der Ueberbrin-
ger derselben von einem Arzte für einen Narren erklärt und nach
Torgau in Verwahrsam, aus welchem er erst 1809 entlassen
wurde, gebracht worden war: so verbreitete sich unter den Bauern
ein Aufstand von der Elbe bis ins Erzgebirge und Voigtland
und konnte nur durch das Einschreiten von bewaffneter Macht
gestillt werden. Doch geschah es ohne Blutvergießen und von
den 200 Arrestanten, die man eingezogen hatte, wurden 34 zum
Königstein oder zum Festungsbau verurtheilt, aber schon im
nächsten Jahre freigelassen. Da das deutsche Reich in Folge der
französischen Revolution an Frankreich den Krieg erklärte, so
nahmen auch die Sachsen an den Kämpfen der Deutschen gegen
die Franzosen am Rheine Theil und zeigten sich dabei tapfer und
entschlossen. Später zog der Kurfürst jedoch seine Armee zurück
und schloß im I. 1796 mit Frankreich einen Waffenstillstands -
und Neutralitätsvertrag ab. Bald aber sollte Sachsen inniger,
als es je hätte ahnen können, mit Frankreich verbunden werden.
Fast zu einem Bündnisse mit Preußen, welches im I. 1806
feindlich gegen Frankreich auftrat, gezwungen, hatte der Kurfürst
seine Armee zu der preußischen stoßen lassen und es erfolgte bald
darauf die unglückliche Schlacht bei Auerstädt und Jena im