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1. Der neue deutsche Kinderfreund - S. 4

1815 - Halle : Kümmel
I. Erzahlmigcn 4 Wilhelm merkte immer genau darauf, welche Feh- ler jemand an sich hatte, und spottete darüber. Bald machte er dem kleinen Karl sein Stammeln nach, bald sprach er wie Friedrich durch dienase, bald hinkte er wie Goulieb, bald hielt er sich darüber auf, wenn jemand ein Versehen in seinen Arbeiten gemacht hatte, und erwähn- le cs viele Tage lang. O, wie vielen Verdruß machte Wilhelm seinen Mitschülern! Oft trieb er es so arg, daß sie darüber weinen mußten. Sein Lehrer bar ihn liebreich, er möchte sich doch Mühe geben, diesen häßlichen Fehler abzulegen, und da das nicht bei ihm fruchtete, so wurde Wilhelm einigemal derb gezüchtigt. Aber auch das half nicht. Wilhelm wurde nun zwar etwas behutsamer, und nahm sich in Acht, daß sein Lehrer nichts erfuhr, aber im Grunde war er um nichts besser geworden. Wilhelm hatte mit seinen Mitschülern beständigen Zwist, und alle waren ihm gram; ja einigemal war es bis dahin gekommen, daß sie ihn derb ausgeprügelt hatten. Das alles machte den thö- richten Knaben nicht klüger. Eines Tages verspottete er einen größern und stär- keren Knaben, den seine Mutter über einer Näscherei beim Honiglopf ertappt, und mit einigen Ohrfeigen be- straft hatte. „Du,-* sagte er, „schmeckten dir die Ohr- feigen gestern auch so gut, als der Honig? " — Der beleidigte Knabe wurde aufgebracht, und wollte Wilhel- men schlagen. Dieser suchte sich durch Laufen zu retten, und da er eben an einer steinernen Treppe war, so hätte ihn jener fast eingeholt. Schnell wollte Wilhelm die Stufen hinunter — er versah es, fiel die Treppe in der Eil herab, und brach das Dein. Der unglückliche Knabe mußte nach Hause getragen werden. Hier mußte er vier lange schmerzhafte Wochen aushalten^ ehe er nur den Fuß ein wenig bewegen durfte, und ehe er wieder ausgehen konnte, dauerte es wohl noch dreimal so lange. „Sieh, wie viel Noth du dir durch deinen Fehler machst, und wie viel Sorge und Kummer und Geldausgaben wir davon haben, sagten die Ettern. Wenn du nun nicht einsehen lernst, was das für ein elen- des Vergnügen ist, Anderer Fehler und Gebrechen zu
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