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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 52

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
52 3. Die Sternlein schön am Himmel gehn; die Glock’ schlägt zwei, sie geh’n hinunter nach der Reih’. 4. Der Wind , der weht, der Hahn, der kräht, die Glock’ schlägt drei, der Fuhrmann hebt sich von der Streu. 5. Der Gaul, der scharrt, die Stallthür knarrt. Die Glock’ schlägt vier, der Kutscher siebt den Hafer schier. 6. Die Schwalbe lacht, die Sonn’ erwacht. Die Glock’ schlägt fün f; der Wandrer macht sich auf die Strümps. 7. Das Huhn gagackt, die Ente quakt. Die Glock’ schlägt sechs; steh auf, steh auf, du faule Hex’! 8. Zum Bäcker lauf, ein Semmlein kauf! Die Glock’ schlägt sieben; die Milch thu’ an das Feuer schieben! 9. Thu’ Butter ’nein und Semmel fein! Die Glock’ schlägt acht; geschwind dem Kind’ die Supp’ gebracht! 99. Wer ist denn mein Nächster? Ein Kesselflicker in der Gegend von Halberstadt ging einst bei strenger Kälte mit seinem Geräthe über Feld und fand an der Landstraße einen Juden ganz erfroren. Neben ihm stand ein Körbchen mit Tüchern und Bändern, mit denen er gehandelt hatte. Ein liebloser, unredlicher Mensch hätte vielleicht die Waaren mit sich genommen und den Juden liegen lassen; aber dem ehrlichen Kesselflicker blutete das Herz bei diesem Anblick. „Viel- leicht", sprach er bei sich selbst, „lebt der arme Jude noch und kann sich wieder erholen; ist er gleich ein Jude, so ist er doch ein Mensch, ist mein Nächster, und ich muß ihm helfen." — So dachte er, verscharrte sogleich seine und des Juden Sachen in den Schnee, nahm den Juden auf den Rücken, trug ihn in das nächste Dorf und sorgte nun dafür, daß alle Mittel angewendet wurden, ihn wieder zum Leben zu bringen. Nichts glich seiner Freude, als er endlich sah, daß der Jude die Augen wieder aufschlug und in's Leben zurückkam. „Gottlob!" rief er aus, „so war doch meine Hülfe nicht vergebens!" — Hierauf gab er dem Wirth etwas Geld zur Verpflegung des Juden, lief dann wieder auf das Feld und brachte seine und des Juden Sachen aus dem Schnee herbei. Als er zurückkam, fiel ihm der Jude voll dankbarer Rührung um den Hals, dankte ihm herzlich für seine Errettung und bot ihm seinen ganzen Korb mit den Waaren zum Geschenke an; aber der Kesselflicker nahm gar nichts. Ver- gebens drang der Jude mit weinenden Augen in ihn, doch nur eine kleine Erkenntlichkeit anzunehmen; sein Retter ließ ihn gar nicht zum Worte
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