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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 120

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
120 Es war ein wunderlicher Krieg, da Tod und Leben rungen ; das Leben das behielt den Sieg und hat den Tod verschlungen. Nun sterbe ich fröhlich und gebe cs Gott! selig. Du hast mir den Tod zu einem Engel Gottes gemacht, der eine gar fröhliche Botschaft bringt: der Vater holt sein Kind heim zu ewiger Freude im Vaterhause." — „Gut, daß du kommst, Samuel," sagte am Morgen der Kantor zu leinem Freunde. „Dein Lied hat die ganze Nacht bei mir Wache gehalten, daß die Angst des Sterbens und die Gedanken der langen Todesnacht keine Macht an mir gefunden haben. Aber wir wollen auch im Tode verbunden bleiben. Du hast das Lied gemacht, ich die Melodie, diese Nacht. Setze dich her, ich will sie dir dictieren. Wenn sie in ein paar Tagen mich be- graben, soll sie die Kantorei musicieren, aller Welt zur Kunde, daß einer im Glauben an seinen Vater im Himmel fröhlich von hinnen gegangen ist." Der Freund setzte die Melodie auf, es ist dieselbe, die du so oft gehört, selber gesungen hast. In Gottes Rathe war es anders beschlossen, als die beiden Freunde dachten. Der Kantor genas von seiner Krankheit, aber der siegreichen Schlacht, die er an jenem Abende mit seines Frenndes Waffen wider den Tod geschlagen, hat er nimmer vergessen; jede Woche mußten ihm die Currentschüler das Lied unter seinen Fenstern singen. So ist cs denn ge- schehen, daß es mancher fromme Student gehört und mit in sein Vater- land zurück genommen hat, daher es denn gar bald in der ganzen Luthe- rischen Kirche bekannt geworden ist. Und wer war Samuel? Ein paar Wochen später wanderte er von Jena aus nach Groben, einem freundlichen Dörfchen, 1 Stunde von Roda gelegen. Von dem Gipfel des Berges, an welchen sich das Pfarrhaus lehnte, tritt er durch die Thüre im Dache auf den Oberboden und geht die zwei Treppen hinunter in die Studierftube seines Vaters, des Pastors Rodigast. In der Kammer daneben hatte er am 19. Oktober 1649 das Licht der Welt erblickt. Gestorben ist er als Rector des Gymnasiums zum grauen Kloster in Berlin, den 19. März 1708, boch geachtet in der ganzen Stadt wegen seiner Gelehrsamkeit und seines Wandels in allem, was irgend eine Tugend und irgend ein Lob ist. 183. Wie schön leuchtet der Morgenstern. Wir waren wohl oft in großer Angst und Noth, erzählte ein alter Dorfschulmeister in Schlesien, wenn wir im siebenjährigen Kriege auf jenen Anhöhen die Oesterreicher, hier in den Schluchten unsere Preußen schlag- fertig stehen sahen. Weder Pferd noch Kuh, weder Milch noch Brot gab es in unserm Dörfchen mehr; fast in jeder Nacht hörten wir die Kanonen donnern; und mit jedem neuen Morgen stellte sich auch neues Elend und neuer Jammer für uns ein. Einst hatten wir wieder die ganze Nacht hindurch schießen gehört; an Zubettgehen war gar nicht mehr zu denken, weil man in jeder Nackt
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