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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 133

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
133 sagte: „Es sind meine thörichten Tage." — Er sah einen Stern aus dem Himmel fliehen und im Falle schimmern und auf der Erde zerrinnen: „Das bin ich," sagte sein blutendes Herz, und die Schlangenzähne der Reue gruben tiefer ein in seine Wunden. Die Einbildungskraft zeigte ihm schleichende Nachtwandler auf den Dächern, und die Windmühle hob ihre Arme drohend zum Zerschlagen auf, und im leeren Todtenhause nahm eine zurückgebliebene Larve allmählich seine Züge an. Mitten in seine Angst floß plötzlich die Musik für das Neujahr vom Thurme hernieder wie ferner Kirchengesang. Er wurde sanfter bewegt, er schauete nach dem Himmel und über die weite Erde und dachte an seine Jngcndfreunde, die nun, besser und glücklicher als er, Lehrer der Erde, Väter glücklicher Kinder und gesegneter Menschen waren, und er sagte: „O, ich könnte auch, wie ihr, diese erste Nacht des Jahrs mit trockenen Augen verschlummern, wenn ich gewollt hätte! Ach, ich hätte glücklich sein können, ihr theuren Eltern, wenn ich eure Neujahrswünsche und Lehren erfüllt hätte!" In seinem reuevollen Andenken an seine Jünglingszeit kam es ihm vor, als richte sich die Larve mit seinen Zügen im Todtenhause auf, — endlich wurde sie in seiner Einbildung zu einem lebendigen Jüngling, und seine vorige blühende Gestalt wurde ihm bitter vorgegaukelt. Er konnte es nicht mehr sehen, er verhüllte das Auge, tausend heiße Thränen strömten in den Schnee, er seufzte nur noch leise, trostlos und sinnlos: „Komm nur wieder, Jugend, komm wieder!" — Und sie kam wieder; denn er hatte nur in der Neujahrsnacht so fürchterlich geträumt; — er war noch ein Jüngling. Nur seine Ver- irrungen waren nicht bloß Traum gewesen. Aber er dankte Gott, daß er noch jung war und von den schmutzigen Gängen des Lasters umkehren und sich auf die Sonnenbahn zurückbegeben konnte, die in's reine Land der ewigen Ernten führt. Kehre mit ihm um, junger Leser, wenn du auf seinen Irrwegen stehst. Dieser schreckende Traum wird künftig dein Richter werden! Aber wenn du einst jammervoll rufen würdest: „Komm wieder, schöne Jugend!" — sie würde nicht wiederkommen Anzusehen: Hiob 33, 15. h. 200. Der traurige Jüngling. (Parabel.) Es lebte einst ein reicher Mann, der besaß viele herrliche Güter und schöne Gärten. Auch hatte er einen Sohn, den seine Seele liebte. Diesen sandte er in die Fremde, daß er Wissenschaft einsammele und
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