1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: Meyn, Ludwig, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Sach, August
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Norddeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
161
macht in deinen Sünden, und hast mir Mühe gemacht
in deinen Missethaten. — Im Andenken an diese Zeit singt
die Kirche: „O Haupt voll Blut und Wunden rc." und „O Lamm
Gottes, unschuldig w."
3. Es nahet der Herbst. Er ist die Frucht - und Erntezeit. Da
steht der Segen Gottes auf den Feldern; es reift das, was ausge-
säet ist; die Früchte werden eingesammelt. Mit dieser Jahreszeit ist
die Zeit des Kirchenjahres zu vergleichen, welche den ersten Theil der
Trinitatiszeit umfaßt. Die Kirche läßt uns an die Früchte erinnern,
welche wir dem Herrn darbringen sollen. Dieser hat alles gethan,
um das Fruchtfcld unseres Herzens zuzubereiten. Darum wird uns
am Trinitatisfeste zugerufen: Esseidenn,daßdu von neuem
geboren werdest, kannst du nicht in das Reich Gottes
kommen. An den folgenden Sonntagen wird uns vorgehalten,
welche Früchte im Besonderen wir nach der Wiedergeburt zu
bringen haben. In aller Trübsal soll unser Wandel im Himmel sein;
das predigt uns der arme Lazarus. Hüten sollen wir uns vor der
Heuchelei, die den Herrn mit dem Munde bekennt, aber mit Herz und
Wandel ferne von ihm bleibt; das ersehen wir aus dem Gleichniß
vom großen Abendmahl. Bon der Liebe und Treue Christi im Suchen
der Sünder sollen wir uns finden lassen; daran erinnert uns das
Evangelium vom verlornen Schaf und vom verlornen Groschen. Durcb
sein ernstes Wort vom Splitterrichten will der Herr Hochmüthige de-
müthigen und zum Gericht über sich selbst führen. So weist er nach,
wie auf jedem Herzensacker Früchte der Gerechtigkeit wachsen sollen.
An jeden Einzelnen von uns richtet diese Zeit die Frage:
O Mensch, wie ist dein Herz bestellt?
Hab Achtung auf dein Leben!
4. Endlich kommt der Winter. Wie er aussieht in der natür-
lichen Welt, im natürlichen Jahr, das weißt du wohl. Die Sense ist
über die Felder gegangen; die Stoppeln stehen da. Oede und still ist
es draußen; die Stürme nur singen ihr Winterlied. Gott streuet den
Schnee über die Felder hin und decket die Erde zu mit einem weißen
Grabtuche; aber unter demselben liegt die Aussaat auf Hoffnung.
Aehnliches zeigt uns.ein Theil des Kirchenjahres. In den letzten
Sonntagen der Trinitatiszeit handelt alle Predigt von den letzten
Dingen: von dem Tode, von der Wiederkunft des Herrn zum Gericht,
von der Auferstehung, vom jüngsten Gericht, vom ewigen Leben und von
der ewigen Derdammniß. Da singt die Kirche: „Alle Menschen müssen
sterben"; aber auch : „Jesus, meine Zuversicht."—Dann ist im Kirchen-
jahr ein solcher Lauf beendet, wie ihn die Erde alle Jahre um die Sonne
zurücklegt. Dann sollen uns im geistlichen Leben alle die Segnungen
widerfahren sein, welche Gott der Herr im Reiche der Gnade uns dar-
bietet in dem, der da ist das A und das O, der da ist, der da war, der
da kommen wird.
Vaterländisches Lesebuch. i1