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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 199

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
199 da sprengten plötzlich in die Quer fünfzig türkische Reiter daher, die hnben an, ans ihn zu schießen, nach ihm zu werfen mit den Spießen. Der wackre Schwabe forcht sich nit, ging seines Weges Schritt vor Schritt, ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken und that nur spöttlich um sich blicken, bis einer, dem die Zeit zu lang, auf ihn den krummen Säbel schwang. Da wallt dem Deutschen auch sein Blut: er trifft des Türken Pferd so gut, er haut ihm ab mit einem Streich die beiden Vorderfüß' zugleich. Als er das Thier zu Fall gebracht, da faßt er erst sein Schwert mit Macht; er schwingt es auf des Reiters Kopf, haut durch bis auf den Sattelknopf, haut auch den Sattel noch in Stücken und tief noch in des Pferdes Rücken; zur Rechten sieht man, wie zur Linken, einen halben Türken heruntersinken. Da packt die andern kalter Grans, sie fliehen in alle Welt hinaus, und jedem ist's, als würd' ihm mitten durch Kopf und Leib hindurchgeschuitten. Drauf kam des Wegs 'ne Christenschar, die auch zurückgeblieben war, die sahen nun mit gutem Bedacht, was Arbeit unser Held gemacht. Von denen hat's der Kaiser vernommen, der ließ den Schwaben vor sich kommen, er sprach: „Sag' an, mein Ritter wertst! wer hat dich solche Streich' gelehrt?" Der Held bedacht' sich nicht zu lang: „Die Streiche sind bei uns im Schwang, sie sind bekannt im ganzen Reiche, man nennt sie halt nur Schwaben- streiche." 45. Klein Roland. Frau Bertha saß in der Felsenkluft, sie klagt' ihr bittres Loos. Klein Roland spielt' in freier Luft, des Klage war nicht groß. „O König Karl, mein Bruder hehr! O daß ich floh von dir! Um Liebe ließ ich Pracht und Ehr', nun zürnst du schrecklich mir. O Milon, mein Gemahl so süß! Die Flut verschlang mir dich. Die ich um Liebe alles ließ, nun läßt die Liebe mich. Klein Roland, du mein theures Kind, nun Ehr' und Liebe mir! Klein Roland, komm herein geschwind! Mein Trost kommt all von dir. Klein Roland, geh zur Stadt hinab, zu bitten um Speis' und Trank, und wer dir giebt eine kleine Gab', dem wünsche Gottes Dank!" Der König Kart zur Tafel saß im goldnen Rittersaal. Die Diener liefen ohn' Unterlaß mit Schüsiel und Pokal. Von Flöten, Saitenspiel, Gesang ward jedes Herz erfreut; doch reichte nicht der helle Klang zu Bertha's Einsamkeit. Und draußen in des Hofes Kreis, da saßen der Bettler viel, die labten sich an Trank und Speis' mebr, als am Saitenspiel. Der König schaut in ihr Gedräng' wohl durch die offne Thür, da drückt sich durch die dichte Meng' ein feiner Knab herfür. Des Knaben Kleid ist wunderbar, vierfarb zusammeugestückt; doch weilt er nicht bei der Bettlerschar, herauf zum Saal er blickt. Herein zum Saal klein Roland tritt, als wär's sein eigen Haus. Er hebt eine Schüssel von Tisches Mitt' und trägt sie stumm hinaus. Der König denkt: „Was muß ich sehn? Das ist ein sondrer Brauch." Doch weil er's ruhig läßt geschehn, so laffen's die andern cmch. Es stund nur an eine kleine Weil', klein Roland kehrt in den Saal. Er tritt zum König hin mit Eil' und faßt seinen Goldpokal. „Heida! halt an, du kecker Wicht!" der König ruft es laut. Klein Roland läßt den Becher nicht, zum König auf er schaut. Der König erst gar finster sah, doch lachen mußt' er bald. „Du trittst in die goldne Halle da wie in den grünen Wald.
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