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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 224

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
224 zum ersten Male die Hofdienste als Truchseß, Mundschenk. Marschall und Kämmerer. Auf diese Weise entstanden die sogenannten Erzämter am kaiserlichen Hofe, welche bei der Krönung der folgenden Kaiser ein Vorrecht der Wahl- oder Kurfürsten blieben. Um sich mehr den Pflichten seines Herrschcramtes zu widmen und besser für das ganze Deutschland zu sorgen, übertrug Otto sein Herzogthum Sachsen dem tapferen Hermann Billung, in dessen Familie es lange erblich blieb. Er selbst hatte nicht nur im Inneren seines Reiches ernste Kämpfe mit den großen Fürsten zu bestehen, um sie in Gehorsam zu er- halten, sondern auch nach außen mußte er fortwährend gegen die Slaven, Dänen und Ungarn zu Felde liegen. Die ersteren machte er bis an die Oder tributpflichtig; die Dänen aber züchtigte er durch einen Kriegszug, der hoch bis in Jütland hinaufging, zwang ihren König Harald zur An- nahme des Christenthums und stellte die von seinem Vater gegründete Markgrafschaft Schleswig wieder her. Den schwersten Kampf jedoch hatte er gegen die Ungarn zu bestehen. Im Jahre 955 fielen diese von neuem in Deutschland ein. Sie drohten übermüthig, daß ihre Rosse die deutschen Ströme austrinken sollten. Zahlloses Volk (es wird erzählt, daß ihrer 100,000 gewesen) tobte gegen Baiern heran und legte sich vor Augsburg. Da eilte Kaiser Otto mit seinem Heere der Stadt zu Hülfe. Die Ungarn mochten nun nicht länger vor Augsburg bleiben, sondern zogen bis an den Lech den Deutschen ent- gegen. Der Kaiser theilte sein Heer in acht Haufen. Drei davon waren lauter Baiern; die führte Graf Eberhard an. Den vierten Haufen bilde- ten die Franken ; an ihrer Spitze stand Herzog Konrad. Der fünfte Haufe bestand aus den edelsten Kampfhelden des ganzen Heeres; der Kaiser selbst war ihr Vorfechter. Den sechsten und siebenten Haufen bildeten die Schwa- den mit ihrem Herzog Burkhard, und den achten die Böhmen. — Alle diese Völker schwuren sich unter einander Treue und Hülfe, wie leibliche Brüder. Das war am 9. August 955. Als nun die Ungarn das deutsche Heer in Schlachtordnung erblickten, schwammen sie voll Ungeduld auf ihren Rossen durch den Lech an's linke Ufer; dort umritten sie die Schlachtordnung der Deutschen und warfen sich plötzlich mit wildem Geheul von hinten auf die Böhmen. Diese hielten den Pseilrezen nicht lange aus und flohen. Da brachen die Sieger schnell auch auf die Schwaben los, welche sich mannhaft wehrten, aber endlich dennoch weichen mußten. Als der Kaiser diese große Gefahr sah, winkte er dem Herzog Konrad von Franken. Wie ein gereizter Löwe sprang dieser den Ungarn entgegen, warf sie zurück, befreite alle Deutschen, welche sie gefangen hatten, und brachte sie dem Kaiser. Am andern Morgen (es war der Festtag des heiligen Laurentius) betete der Kaiser inbrünstig zu Gott und gelobte, wenn Christus ihm die Feinde des Glaubens und des Vaterlandes überwinden helfe, dem heiligen Laurentius ein Bisthum in Merseburg zu stiften. Dann.las der Bischof Ulrich dem Heere die Messe und reichte dem knieenden Kaiser den Leib des Herrn. Als sich Otto wieder erhoben, sprach er zu den Deutschen: „Sebt um euch!
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