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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 233

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
233 Fasten, Beichte.und Gottesdienst vorhergehen; bisweilen aber erfolgte der Ritterschlag auch ohne alle Vorbereitungen mit flachem Degen auf die Schulter, wobei erinnert wurde, dieser Schlag sei die letzte Beleidigung, die man geduldig ertragen müsse. Natürlich empfing man die Würde am liebsten von Königen und Fürsten, zumal wenn sic dabei Geschenke austheilten. Nicht jeder aus dem Volke galt für ritterfähig, und Kaiser Friedrich Rothbart setzte zur Erhaltung der Würde des Adels ausdrücklich fest, daß die Söhne der Bauern sich der ritterlichen Würde nicht anmaßen dürften; natürlich blieb aber den Königen das Recht, jeden einzelnen wegen seiner Verdienste zu adeln. Alle Ritter standen unter einander völlig gleich ; der ritterfähige Dienstmann ging, sobald er den Ritterschlag empfangen hatte, dem Knappen von hoher Geburt vor. So erhielt das persönliche Verdienst einen hohen Werth neben dem ererbten Adel. Der Ritter trug einen Panzer und unter demselben ein ledernes Koller oder ein mit Flachs oder Hanf gefüttertes Wams, über demselben einen glänzenden, mit seinem Wappen bezeichneten Waffenrock. Statt des eisernen Panzers findet sich bisweilen ein Maschenpanzer oder ein Panzerhemde. Der eiserne Helm war inwendig, um den Druck zu mildern, stark gefüttert. Die Waffen bestanden aus Lanze, Schwert, Kolben, Streithammer oder Streitaxt und einem Schilde, der gewöhnlich von Holz, aber mit einem eisernen Reifen und einem meist ledernen Ueberzuge versehen war. Auch die Pferde waren mehr oder weniger geharnischt, und über die Sättel oft eine große, geschmückte Pferdedecke gehängt. Am glänzendsten trat das Ritterthum in den zahlreichen Turnieren hervor, die erst im zwölften Jahrhundert eine bestimmte Gestalt annahmen. Durch feierliche Berufungen wurden die Ritter eingeladen, und schon am Abend vor dem eigentlichen Beginn des Kampfspieles fanden Vorkämpfc und Gefechte statt, besonders unter den Knappen, welche ihre Meisterschaft am folgenden Tage darthun und Ritter werden wollten. Gewisse Ehren- gesetze wurden streng beobachtet; man durfte sich z. B. nicht an den Sattel fest binden lassen, keine scharfen Lanzen gebrauchen und mit dem Schwerte nicht stechen, man sollte das Pferd des Gegners nicht verwunden und den Kampf endigen, sobald jener den Helm abnähme. Jeder strebte, sich durch die Pracht seiner Rüstung und Kleidung, durch die Stärke und Schönheit feines Pferdes auszuzeichnen, und Sammet, Seide, Hermelin, Zobel, Silber und Gold werden dabei häufig erwähnt. Die ausgesetzten Preise waren sehr verschieden. Man kämpfte entweder Mann gegen Mann oder in ganzen Scharen; der Sieg war errungen, wenn man den Gegner aus dem Sattel gesetzt hatte. Oft kamen bei solchen Turnieren Ritter um; auch ohne Wunden erstickten manche in ihren schweren Rüstungen. Die Päbste suchten deshalb durch wiederholte Verbote jene Feste zu verhindern, aber die Gefahr und der Glanz lockten zu sehr, sie wurden nicht ausgerottet. Ein Hauptunterscheidungszcichen der ritterlichen Familien wurden die Wappen, welche seit dem Anfang der Kreuzzüge, auch im Siegel, immer häufiger gebraucht wurden. Gewöhnlich erinnerten dieselben an eine Helden-
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