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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 236

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
236 verdammt. Ich frage alle die Getreuen, für welche meine Vorfahren hier väterlich sorgten, ich frage alle Häupter und Fürsten dieser Erde, ob der des Todes schuldig ist, welcher seine und seiner Völker Rechte vertheidigt. Und wenn ich auch schuldig wäre, wie darf man die Unglücklichen grausam strafen, welche in löblicher Treue mir anhingen?" — Alle Anwesenden waren ge- rührt, nur Karl blich ungerührt. Konradin warf seinen Handschuh vom Blutgerüste, als fordere er zur Rache auf, umarmte seine Todesgenossen, besonders Friedrich von Baden, zog dann sein Oberkleid aus und sagte, Arme und Hände gen Himmel hebend: „Jesus Christus, Herr aller Crea- turen, König der Ehren! wenn dieser Kelch nicht an mir vorübergehen soll, so befehle ich meinen Geist in deine Hände." Jetzt kniete er nieder, ries aber dann noch einmal sich emporrichtend aus: „O Mutter, welches Leiden bereite ich dir!" Nach diesen Worten empfing er den Todesstreich. Als Friedrich das Haupt seines Freundes fallen sah, schrie er in unermeßlichem Schmerze so gewaltsam auf, daß alle anfingen zu weinen. Aber auch sein Haupt fiel. Karl's Blutdurst war noch nicht gesättigt; über tausend sollen nach und nach ihr Leben verloren haben. So endete das stolze Kaisergeschlecht der Hohenstaufen; in Deutsch- land aber trat nach Konrad's Tode die traurigste Zeit ein, die es vielleicht je erlebt hat. Es war die kaiserlose, die schreckliche Zeit, welche volle neun- zehn Jahre dauerte. Auf den höchsten Glanz folgte der tiefste Verfall. Die Zwietracht hatte alle Bande alter Sitte und Ordnung zerrissen, die Fürsten und Stände bekriegten sich unter einander und plünderten und verheerten das Land. Die adeligen Ritter lauerten von ihren hohen Burgen herab auf die Vorüberziehenden und fielen über die Kaufleute her, die zu den Messen und Märkten zogen ; ungescheut trieben sie Wegelagerung und Straßenraub; Mord und Brand waren an der Tagesordnung. Da sich jeder selbst schützen mußte, so traten mehr als sechzig Städte am Rhein in einen Bund zusammen und stellten Schiffe und Mannschaft zu gegen- seitigem Schutze. Sollte jedoch Deutschland sich nicht völlig auflösen und zerbröckeln, so mußte wieder ein kräftiger Herrscher auf den Königsthron erhoben werden. 12. Rudolf von Habsvurg. Derjenige, welcher Deutschland aus seiner Erniedrigung und Ver- wilderung rettete, war der Graf Rudolf, dessen Stammschloß, die Habs- burg oder Habichtsburg, an der Aar im Canton Aargau lag. Er war allgemein bekannt wegen seines ritterlichen Muthes und seiner Frömmigkeit. Daß aber der Erzbischof von Mainz bei der Kaiserwahl die Stimmen der deutschen Fürsten auf ihn lenkte, soll folgende Veranlassung gehabt haben. Einst hatte Rudolf auf der Jagd einen Priester getroffen, der zu einem Sterbenden ging, und ihm zur Fortsetzung seines Weges sein eigenes Pferd überlassen. Derselbe Priester aber soll später Kaplan des Erzbischofs von Mainz geworden sein und diesen auf den frommen Grafen aufmerksam
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