1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: Meyn, Ludwig, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Sach, August
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Norddeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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16. Kolumbus, der Entdecker Amerikas.
Christoph Kolumbus stammte aus der italienischen Stadt Genua
und hatte sich von früher Jugend an dem Seewesen gewidmet. Mit Eifer
bestrebt, seinen Geist auszubilden, hatte er sich alle Kenntnisse, welche
zu diesem Berufe gehören, in vorzüglichem Grade angeeignet. Wus er
von der großen Entdeckung der Südspitze Afrikas durch die Portugiesen
hörte, erfüllte ihn mit Begeisterung. Um sich genauer mit denselben be-
kannt zu machen, begab er sich nach Portugal. Hier kam er auf den Ge-
danken, daß man doch, da die Erde eine Kugel sei, wenn man gegen
Westen durch das Atlantische Meer schiffe, wiederum Land treffen müsse,
und daß dieses Land vielleicht das im fernen Osten gelegene Indien sein
könne. Wer weiß, dachte er, ob dieser Weg nicht kürzer ist, als der um
Afrika herum? Auch manche Erzählungen portugiesischer Seeleute schienen
darauf hinzuweisen, daß im Westen Land zu finden sei. Man habe, hieß
es, zuweilen ungewöhnlich großes Schilfrohr, künstlich bearbeitetes Holz,
ja einmal sogar zwei Leichname von ganz eigenthümlicher Körperbildung
von Westen her über's Meer schwimmen und an's Land treiben sehen. Es
wurde daher der feurigste Wunsch des Kolumbus, eine Entdeckungsfahrt
nach Westen hin zu unternehmen. Zuerst machte er seiner Vaterstadt Genua
das Anerbieten und verlangte einige Schiffe. Allein man erwiderte ihm:
„Du bist ein Träumer", und wies ihn ab. Hierauf wandte er sich an
den König von Portugal; doch ebenfalls umsonst. Nun ging er nach
Spanien; aber auch hier dauerte es acht lange Jahre, bis der beharrliche
Mann mit seinem Vorhaben durchdrang. Endlich gab ihm die Regierung
im Jahre 1492 drei kleine Schiffe und 90 Mann, um die große Reise
anzutreten.
Voll kühnen Muthes fuhr nun Kolumbus in's wilde, unbekannte
Meer hinaus. Der Wind blies günstig, und pfeilschnell flogen die Schiffe
dahin. Aber wo fand sich das gesuchte Land? Sechzig Tage hatte die
Fahrt schon gedauert, und noch immer sah man nichts, als die unendliche
Wafferwüste ringsum und darüber die weite Himmelsdecke. Da ergriff
Angst auch die Beherztesten unter den Schiffsleuten. „Was soll aus uns
werden?" fragten sie zitternd. „Er führt uns in den gewissen Untergang."
Nur Kolumbus verlor keinen Augenblick den Muth. „Seid getrost",
rief er den Verzagten zu; „bald ist das Ziel erreicht." Undunermüdet
stand er Tag und Nacht auf dem Verdeck und beobachtete und leitete alles.
Aber endlich versagte ihm die verzweifelnde Mannschaft den Gehorsam.
In wilder Wuth stürzen die Matrosen auf ihn los und drohen ihn über
Bord zu werfen, wenn er nicht alsbald umkehre. „Nur drei Tage noch
fordere ich ", erwidert Kolumbus; „sehen wir dann kein Land, so fahren
wir heimwärts." Das nahmen die Empörten an. Und siehe, schon am
folgenden Tage erreichte das Senkblei den Meeresgrund; Rohr und ein
Baumast mit rothen Beeren schwammen auf sie zu, und Landvögel flogen
auf die Masten. Die Sonne ging unter ; noch sah man nichts. Doch