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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 249

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
249 bis er mich wieder zu sich gewöhnte. Die Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuß willen, daß das Blut danach floß; aber sie meinten es herzlich gut." — 14jahre alt schickte ihn sein Vater nach Magdeburg und 1 Jabr später nach Eisenach, wo er seiner Mutter Freundschaft batte, damit er es im Lernen weiter bringen könnte, als in Mannsfeld. Daselbst, sonderlich zu Eisenach, hat er den Brotreigen vor den Thüren gesungen und das Brot vor den Häusern genommen. 1501 ging er nach Erfurt auf die hohe Schule. Obwohl von Natur ein hurtiger und fröhlicher Ge- selle, fing er alle Morgen sein Lernen mit herzlichem Gebet und Kirchen- gehen an, wie denn dies sein Sprichwort war: „Fleißig gebetet, ist über die Hälfte studiert." Einmal, wie er die Bücher in der Universitäts- Bibliothek fein nach einander besieht, kommt er über die lateinische Bibel. Da vermerkt er mit großem Verwundern, daß viel mehr darin steht, als man in den gewöhnlichen Postillen und auf den Kanzeln pflegte auszulegen. Wie er sich im A.t. umsieht, kommt er über Samuelis und seiner Mutter Hanna Geschichte, und weil ihm dies alles neu war, fängt er an von Grund seines Herzens zu wünschen, unser getreuer Gott wolle ihm einst auch ein solch Buch bescheren. In großer Angst um seiner Seelen Seligkeit, insonderheit als ibm sein guter Freund erstochen ward und ihn ein großes Wetter und gräu- licher Donnerschlag hart erschreckte, so daß er zur Erde niederfiel, ging er 1505 in das Kloster, um dort mit Mönchswerken Gott zu dienen und die Seligkeit zu erwerben. Aber obwohl er mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit sich fast zu Tode marterte, war er doch immer traurig; er würde verzweifelt sein, wenn ihm Gott nicht in seiner Noth einen alten Klosterbruder zugeschickt hatte. Dieser verwies ihn, als er ihm seine An- fechtungen klagte,^auf die Worte: „Ich glaube eine Vergebung der Sün- den." Es sei mcht genug, im allgemeinen zu glauben, daß etlichen ver- geben werde, wie auch die Teufel glauben, daß dem David oder Petrus vergeben fei, sondern das sei Gottes Wille, daß jeglicher glaube, daß ibm vergeben werde. Im Jahre 1508 kam Luther wegen seiner sonderlichen Geschicklichkeit und ernstlichen Frömmigkeit als Lehrer an die neue Universität nach Wit- tenberg. Er lehrte so gewaltig, daß sich verständige Männer sebr ver- wunderten und einer sagte: „Diesermönch wird alle Doctoren irre machen und eine neue Lehre aufbringen und die ganze römische Kirche reformieren; denn er legt sich auf der Propheten und Apostel Schrift und stebet auf Jesu Christi Wort." 1510 wurde er in Klostergeschäften nach Rom geschickt, davon er später oftmals gesagt hat: „Ich wollte nicht 100,000 Gulden nehmen, daß ich Rom nicht gesehen hätte." In Andacht war Luther nacb Rom gekommen und hoffte dort, den Frieden für seine Seele zu finden. Aber er entsetzte sich über die gotteslästerlichen Reden der Priester bei Tische. „Daneben ekelte mir sehr, daß sie so sicher und fein rips raps konnten Messe halten, als trieben sie ein Gaukelspiel; denn ehe ich zum Evangelio *
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