1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: Meyn, Ludwig, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Sach, August
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Norddeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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ganzen christlichen Welt standen sic, mir emem großen Geber un Herzen, ihre
Rechtfertigung darstellend in ihrem Bekenntniß, in vollkommenster Einigkeit
mit allen wahrhaft gläubigen und christlichen Gemüthern in der ganzen Welt
und auf einer Höhe, von wo sie mit göttlicher Zuversicht auf viele Jahr-
hunderte hinsehen konnten.
22. Luthers Tod.
Im Januar 1546 reifte Luther mir drei Söhnen nach Eisleben.
Dahin hatten ihn die Grafen von Mansfeld gerufen, um Streitigkeiten zu
schlichten, die zwischen ihnen entstanden waren. Unterwegs war er schon
sehr schwach; doch predigte er noch viermal in Eislcben, war auch über
Tische recht gesprächig und schrieb an seine Frau nach Wittenberg tröstliche
Briefe voll Glaubens. Am 17. Februar ward er aber recht krank, so daß
er auf seiner Stube bleiben mußte. Er betete viel und sprach zu seinen
Freunden: „Ich bin hier zu Eisleben geboren; wie, wenn ich hier sterben
sollte ?" Nach dem Abendessen ward cs schlimmer mit ihm. Um 10 Uhr
legre er sich zu Bett. Darauf reichte er seinen Söhnen und Freunden die
Hand und sprach: „Betet zu unserm Herrn Gott für sein Evangelium,
daß es ihm wohlgehe; denn der leidige Pabst zürnet hart mit ihm."
Schwer athmend schlief er ein; aber um 1 Uhr erwachte er wieder, von
Brustbeklemmungen gequält. Nun kamen Aerzte. Auch der Graf Albrecht
von Mansfeld und dessen Gemahlin erschienen und brachten stärkende
Tropfen. Doch die Brustbeklemmungen wurden immer heftiger. Seine
Freunde meinten, weil er schwitze, werde Gott Gnade zu seiner Besserung
geben ; er aber antwortete: „Es ist kalter Todesschweiß. Ich werde meinen
Geist aufgeben, denn die Krankheit mehret sich." Dann betete er: „O mein
himmlischer Vater, Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi, du Gott
alles Trostes, ich danke dir, daß du mir deinen lieben Sohn Jesum Christum
offenbaret hast, an den ich glaube, den ich gepredigt und bekannt habe, den
ich geliebet und gelobet habe, welchen der leidige Pabst und alle Gottlosen
schänden, verfolgen und lästern. Ich bitte dich, mein Herr Jesu Christe,
laß dir meine Seele befohlen sein. O himmlischer Vater, ob ich schon
diesen Leib lassen und aus diesem Leben hinweggerissen werden muß, so
weiß ich doch gewiss, daß ich bei dir ewig bleiben werde und aus deinen
Händen mich niemand reißen kann." Weiter sprach er: „Also hat Gott
die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab, aus daß alle, die
an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Wir haben einen Gott detz Heils und einen Herrn Herrn, der mitten aus
dem Tode uns führet." Dann betete er dreimal: „Vater, in deine Hände
befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöset, du getreuer Gott." Nun
ward er still, und ob man ihn gleich rüttelte, schlug er kein Auge auf. Da
rief ihm vr. Jonas zu: „Ehrwürdiger Vater, wollt ihr auf die Lehre
Jesu, wie ihr sie gepredigt habt, auch sterben?" Er antwortete mit einem
deutlichen Ja, legte sich auf die rechte Seite und starb so sanft und ruhig,
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