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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 260

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
260 daß die Umstehenden noch lange meinten, er schlummere. Es war in der Nacht zwischen 2 und 3 Uhr, am 18. Februar 1546, als vr. Luther heimging. Die Nachricht von seinem Tode verbreitete eine tiefe Trauer über das ganze Land. Nach dem Willen des Kurfürsten ward der Sarg mit der theuren Leiche den weiten Weg gen Wittenberg gefahren. Von allen Seiten strömten Begleiter herbei. Wo der Trauerzug durchkam, wurden die Glocken geläutet. Als man der Stadt Wittenberg sich näherte, zog die ganze Uni- versität sammt allem Volk hinaus, ihn einzuholen, vr. Bugenhagen hielt die Leichenprcdigt. Dann begruben sie die Leiche in der Schloßkirche vor dem Altar und deckten eine einfache Steinplatte über die Gruft. 23. Gustav Adolf. In dem furchtbaren dreißigjährigen Kriege, der so entsetzliches Elend über Deutschland gebracht hat, ist auf protestantischer Seite kein größerer Held aufgetreten, als Gustav Adolf, der Schwedenkönig. Schon waren die Evangelischen den Katholiken völlig erlegen, und ganz Norddeutschland schien der Knechtschaft preisgegeben zu sein: da landete Gustav Adolf im Sommer des Jahres 1630 mit 15,000 Mann in Pommern, um seinen bedrängten Glaubensgenossen beizustehen. Aber wie klein war dieses Heer gegenüber der Kriegsmacht des deutschen Kaisers! „Wir haben halt a Feindle mehr!" sagte dieser spöttisch, und die Wiener nannten Gustav Adolf nur den Schneekönig, der bald schmelzen werde, wenn er weiter nach Süden hinabkomme. Der kriegskundige Tillp aber meinte: „Der König von Schweden ist ein Feind von großer Klugheit und Tapferkeit, ein Feind, der den Krieg zu führen weiß. Sein Heer ist ein Ganzes, das er wie sein Roß mit dem Zügel regiert." Und Gustav war unstreitig der erste Kriegsheld seiner Zeit, ein Feldherr, wie seit Jahrhunderten keiner auf- gestanden. In seinem Heere herrschte die trefflichste Mannszucht. Während bei den Wallenstein'schen Scharen alle Laster im Schwange gingen, wachte Gustav mit eben der Sorgfalt über die Sitten der Soldaten, wie über die kriegerische Tapferkeit. Jedes Regiment mußte zum Morgen- und Abend- gebet einen Kreis um den Feldprediger schließen und unter freiem Himmel seine Andacht halten Fluchen, Spielen, Rauben war strenge verboten. In allen Tugenden ging Gustav selbst den Seinigen als Muster voran. Seine lebendige Gottesfurcht gab ihm in den schwierigsten Lagen Muth und Besonnenheit, und seine Soldaten waren von dem festen Ver- trauen erfüllt, daß sie unter einem so frommen und tapferen König siegen müßten. Als Gustav den deutschen Boden betrat, fiel er im Angesicht seines ganzen Heeres auf die Kniee, dankte Gott mit lauter Stimme für die glück- liche Ueberfahrt und flehte um seinen ferneren Segen. Den umstehenden Offizieren kamen vor Rührung die Thränen in die Augen. „Weinet nicht, meine Freunde", sprach der König, „sondern betet! Je mehrbetens, desto
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