1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: Meyn, Ludwig, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Sach, August
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Norddeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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daß die Umstehenden noch lange meinten, er schlummere. Es war in der
Nacht zwischen 2 und 3 Uhr, am 18. Februar 1546, als vr. Luther
heimging.
Die Nachricht von seinem Tode verbreitete eine tiefe Trauer über das
ganze Land. Nach dem Willen des Kurfürsten ward der Sarg mit der
theuren Leiche den weiten Weg gen Wittenberg gefahren. Von allen Seiten
strömten Begleiter herbei. Wo der Trauerzug durchkam, wurden die Glocken
geläutet. Als man der Stadt Wittenberg sich näherte, zog die ganze Uni-
versität sammt allem Volk hinaus, ihn einzuholen, vr. Bugenhagen hielt
die Leichenprcdigt. Dann begruben sie die Leiche in der Schloßkirche vor
dem Altar und deckten eine einfache Steinplatte über die Gruft.
23. Gustav Adolf.
In dem furchtbaren dreißigjährigen Kriege, der so entsetzliches Elend
über Deutschland gebracht hat, ist auf protestantischer Seite kein größerer
Held aufgetreten, als Gustav Adolf, der Schwedenkönig. Schon waren
die Evangelischen den Katholiken völlig erlegen, und ganz Norddeutschland
schien der Knechtschaft preisgegeben zu sein: da landete Gustav Adolf im
Sommer des Jahres 1630 mit 15,000 Mann in Pommern, um seinen
bedrängten Glaubensgenossen beizustehen. Aber wie klein war dieses Heer
gegenüber der Kriegsmacht des deutschen Kaisers! „Wir haben halt a
Feindle mehr!" sagte dieser spöttisch, und die Wiener nannten Gustav
Adolf nur den Schneekönig, der bald schmelzen werde, wenn er weiter nach
Süden hinabkomme. Der kriegskundige Tillp aber meinte: „Der König
von Schweden ist ein Feind von großer Klugheit und Tapferkeit, ein Feind,
der den Krieg zu führen weiß. Sein Heer ist ein Ganzes, das er wie sein
Roß mit dem Zügel regiert." Und Gustav war unstreitig der erste
Kriegsheld seiner Zeit, ein Feldherr, wie seit Jahrhunderten keiner auf-
gestanden. In seinem Heere herrschte die trefflichste Mannszucht. Während
bei den Wallenstein'schen Scharen alle Laster im Schwange gingen, wachte
Gustav mit eben der Sorgfalt über die Sitten der Soldaten, wie über die
kriegerische Tapferkeit. Jedes Regiment mußte zum Morgen- und Abend-
gebet einen Kreis um den Feldprediger schließen und unter freiem Himmel
seine Andacht halten Fluchen, Spielen, Rauben war strenge verboten.
In allen Tugenden ging Gustav selbst den Seinigen als Muster
voran. Seine lebendige Gottesfurcht gab ihm in den schwierigsten Lagen
Muth und Besonnenheit, und seine Soldaten waren von dem festen Ver-
trauen erfüllt, daß sie unter einem so frommen und tapferen König siegen
müßten.
Als Gustav den deutschen Boden betrat, fiel er im Angesicht seines
ganzen Heeres auf die Kniee, dankte Gott mit lauter Stimme für die glück-
liche Ueberfahrt und flehte um seinen ferneren Segen. Den umstehenden
Offizieren kamen vor Rührung die Thränen in die Augen. „Weinet nicht,
meine Freunde", sprach der König, „sondern betet! Je mehrbetens, desto