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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 286

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
Aus der Erdkunde. 34. Die Marschen an den Mündungen der Weser und der Elbe. 'ie Ströme führen, besonders bei Ueberschwemmungen, fettes Erdreich aus dem Innern des Landes mit sich; dieses wird von dem Meere an die Küste geworfen und dort zu Inseln und fetten Schlammbänken auf- gehäuft. So sind die Marschen entstanden, von deren grünem Saume die ganze Nordseeküste Deutschlands umzogen ist. Die Marschen sind flach und scheiden sich dadurch scharf von dem übrigen, älteren festen Lande, das ihnen zum Anhaltspunkte dient, wie der Knochenbau dem Fleische. Die Marschbewohner nennen jenes höhere Land die Geest oder Gast, und der Unterschied von Geest und Marsch wird von ihnen immer besprochen, ja einem rechten Marschbauer zerfällt fast die ganze Welt in Geest und Marsch. Die Marsch ist viel fruchtbarer als die Geest; jene ist kahl und völlig waldlos, diese stellenweise bewaldet. Jene zeigt nirgend Sand und Heide, sondern Acker an Acker, Wiese an Wiese; diese ist heidig, sandig und nur stellenweise bebaut. Die Marsch ist von Deichen und schnurgeraden Kanälen durchzogen, ohne Quellen und Flüsse; die Geest hat Quellen, Bäche und Flüsse. Die weiten Wiesenfluren in der Marsch sieht man in der Nähe und Ferne mit Herden weidender Rinder bedeckt; von den entlegenen Weiden schimmern die bunten Rücken der Kühe und Ochsen noch wie Wiesenblümchen herüber. Wie die Viehherden, so erblickt man auch die Wohnungen der Leute weit und breit zer- streut. Sie liegen auf oft künstlich errichteten Hügeln von 10 bis 12 Fuß Höhe, die Wurten, auch Warfen, Warten, Worthen genannt werden, und die den Be- wohnern und allen ihren Habseligkeiten als Zufluchtsorte bei großen Ueberschwem- mungen dienen. Wie Burgen ragen diese Hügelwohnnngen aus dem Grasmeere hervor. Auf diese Wurten wird alles mit hinaufgezogen, was die Feuchtigkeit der Wiesengründe nicht verträgt, namentlich der Gemüsegarten. An ihren Ab- hängen werden Kohl und Rüben gebaut; im Sommer sind sie von dem in Blüte stehenden Senfsamen gelb gefärbt. Auch steht hier und da ein Baum auf dem Gipfel des Hügels neben dem Hanse. Sonst ist in der Marsch nirgend ein Busch oder Baum zu erblicken. Ueberall ziehen sich Deiche an-der Küste hin, welche das Land gegen die Meeresfluten schützen. Sie haben an manchen Stellen unten eine Breite von 160 Fuß und eine Höhe von 30 Fuß und sind mit Sielen versehen. Die Siele sind Oestnungen in den Deichen, durch welche das Wasser aus dem Lande zum Meere abfließt. Sie sind mit Thüren verschlossen, welche bei der Ebbe sich von selber aufthun, bei der Flut aber von dem anschwellenden Meerwasser wieder ge- schlossen werden. Weil die Deiche erhaben und daher trockener sind als das tief-
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