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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 288

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
288 Bodens auf. Der größte und einförmigste von allen diesen Landstrichen ist die Lüneburger Heide, eine weite Ebene, welche sich ohne Anhöhen und Thäler, ohne Seen oder auch nur bedeutende Bäche in einer Länge von 10 Meilen durch das hannoversche Land von Lüneburg bis Celle erstreckt. Zwei Drittel allesbodens ist hier mit Heidekraut bewachsen, oder bildet Moor- oder Bruchland. Von der Elbe aus führt durch die Heide außer der Eisenbahn eine Landstraße nach Han- nover, und wenn diese schon einsam und öde ist, so sind es die Nebenwege noch mehr. Nur von Zeit zu Zeit nach vielstündiger Wanderung gelangt man zu einem kleinen, weitläufig gebauten Dorfe. Hat man sich daher in der oft mannshohen Heide, welche dann und wann nur mit kümmerlichem Nadelholzgebüsche oder dünnen Fichten- und Kieferwaldungen abwechselt, verirrt, so kann man tagelang darin umherstreifen, ohne eine bewohnte oder auch nur bebaute Stätte anzutreffen. Nur von Bienen, deren es hier in so großer Menge giebt, daß man von ihnen jährlich für 200,000 Thaler Wachs und Honig gewinnt, wird man fast fortwährend umschwärmt, und man muß sich wohl hüten, sie zu reizen, denn der Fälle sind nicht wenige, daß sie in dichten Schwärmen über ihre Beleidiger herfallen; ihren grim- migen Angriffen müssen bisweilen die stärksten und muthigsten Pferde erliegen. Auch von kleinen, unansehnlichen schwarzen Schafen, Heidschnucken genannt, welchen die mageren, aber gewürzhaften Heidekräuter ebenso gut bekommen, wie den Bienen die süßen Blüten derselben, trifft man bisweilen große Herden an; sie bringen den Einwohnern vielen Nutzen und machen oft den ganzen Reichthum derselben aus. Sonst sieht man auf dem ganzen Wege durch die Heide selten etwas Lebendiges, die Scharen von hungerigen Raben noch abgerechnet, welche durch ihr hohles Gekrächze die traurige Einöde nur noch unheimlicher machen. Die weit von einander gelegenen Dörfer durchfließt zuweilen ein kleiner Bach, meistens je- doch nur ein Graben, dessen öliges, eisenhaltiges, unschmackhaftes Wasser seinen Ursprung im Moorgrunde verräth. Um diese Dörfer herum wächst neben dem röthlich blühenden Buchweizen mit seinen zierlichen eckigen Blättern auch etwas Roggen, Gerste, Hafer und Rüben auf dem von mageren Grasplätzen unter- brochenen, urbar gemachten Sandboden; doch sind diese Felder nur dürftig mit dünnen, kurzen Hälmchen bedeckt, und die Ernte fällt fast ganz aus, wenn der Regen nicht rechtzeitig die Bemühungen der Landbauer unterstützt. Einzelne Birken, Buchen und Eichen, welche man bisweilen in der Nähe der Dörfer erblickt, welche aber mitunter auch große und schöne Wälder bilden, bringen hier ebenfalls Ab- wechselung in die Einförmigkeit der Ebene. Einen eigenthümlichen Anblick gewährt nicht selten das Mauerwerk dieser Dörfer; es besteht nämlich aus über einander gelegten, mit Moos verstopften Granitblöcken und ist durch die Länge der Zeit mit Moose dicht überwachsen. Man freut sich aber auch der Reinlichkeit und Wohl- habenheit, welche sich in den reichen Heidedörfern mit ihren weitläufigen Bauern- gehöften kund giebt. 37. Hamburg. Nähert man sich Hamburg auf dem Dampfschiffe von Harburg aus, so erblickt man einen ungeheuern Wald von Mastbäumen; die Luft ist voll wehenderwimpel aller Farben und Nationen. Zwischen denselben blähen sich ungeheuere Segel auf, und schwarze Rauchwolken steigen aus den Schornsteinen der Dampfschiffe. Da- hinter erheben sich die gewaltigen Speicher für die Waarenvorräthe. An dem mit Mauern eingefaßten Ufer wogen geschäftige Menschen in allen Farben und Trachten auf und ab. Hier arbeiten sich Rollwagen die Uferstraße hinauf; dazwischen jagen Droschken und Reiter, schreien Kofferträger, singen Matrosen, rufen Verkäufer ihre Waaren aus, haschen Diebe nach fremden Taschen, und treiben sich müssige Zuschauer umher. Was die Erde Schönes und Kostbares trägt, das steht hier auf- gestapelt in den gewaltigen Fässern, eisenbeschlagenen Kisten, mächtigen Rollen und Körben; Waaren, die Hunderttausende werth sind, erscheinen wie auf die Straßen geworfen. Außer den Menschen drängen sich am Elbufer auch Schiffe
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