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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 296

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
296 stützen ; auch Glocken klingen beständig um ibn ; es sind die Glocken seiner Pferde, die das Holz auf Schlitten über Moos und Gras aus dem Walde herbeischaffen- Eine einfache Hütte aus jungen Tannenstämmen ist die Wohnung der Köhler. In der Mitte ist die Feuerstelle, über welcher an einem eisernen Haken ein Kessel hängt. Einige Kisten mit Brot, Mehl, Kartoffeln :c. und breite Bänke als Lager- stätte, auf denen Moossäcke statt der Betten liegen, vollenden den Haußrath. Mittwochs und Sonnabends kommen gewöhnlich die Frauen der Köhler, um die nöthigen Nahrungsmittel zu bringen. Scheibensuppe, aus Brot, Wasser, Salz, But- ter und Kümmel bestehend, ist die gewöhnliche Abendspeise. Ein glattes Buchen- brett, das zwischen zwei Stricken in der Schwebe hängt, und woran mit einem hölzernen Hammer geschlagen wird, dient als Tischglocke.— Die Vogelsteller ver- folgen die armen Vögel mit Leimruthen, Vogelherden und Schlingen. Der Vogel- herd besteht aus Netzen, die man in Rahmen spannt und so an einem offenen Kasten befestigt, daß sie von zwei Seiten wie ein getheilter Deckel auf den an der Erde stehenden Kasten fallen können. Eine Schnur zum Zuziehen der Netzdeckel geht nach einem Häuschen, in welchem der Vogelsteller sitzt. Mit den gefangenen Dompfaffen, Zeisigen und Hänflingen wird ein bedeutender Handel getrieben. 41. Der Rhein. Der Deutsche mag wohl auf seinen Rheinstrom stolz sein; nicht auf seine Größe, viele andere Ströme, selbst europäische, übertreffen ihn weit an Länge, Breite, Wasserfälle, an Ausdehnung ihres Gebietes; nicht einem aber ist ein so edles Ebenmaß beschieden, so richtige Verhältnisse, so vollständige Entwicklung; nicht einer sieht an seinen Ufern auf gleiche Weise Kunst und Natur, geschicht- liche Erinnerung und lebendige Gegenwart vereint. In dem erhabensten und herrlichsten Gebiete des mächtigen Alpengürtels hängen an himmelhohen Fels- gipfeln mehr als 300 Gletscher, welche dem Rheine ihre vollen tobenden Gewässer zusenden. Wo sie aus dem Gebirge hervortreten, da beruhigen sich die ungestümen Alpensöhne in etwa 15 der größten und schönsten Seen, unergründlichen, smaragd- neu Becken, hier von unerklimmbaren Felsen eingeengt, dort von Rebenhügeln und grünen Matten umkränzt, einer fast unabsehbar wie das Meer. Krystallhelle Fluten entströmen diesen Seen in raschem, doch schon ruhigerem Laufe. Bald in einem Bette vermischt, wogen sie mächtig und friedlich dahin durch lachende Fluren, an stattlichen Schlöffern, hohen Domen, kunstreichen, belebten Städten vorbei, denen sie reiche Lasten zuführen. Hohe Waldgebirge winken lang hin aus blauer Ferne, spiegeln sich dann in dem herrlichen Strome, bis er die weite, schrankenlose Ebene betritt und nun dem Schoße des Meeres zueilt, ihm mächtige Wasserspenden zu bringen und sich dafür in seinem Gebiete ein neues Land zu erbauen. An den Wiegen des Rheins erklingen die Gesänge armer, aber freier und froher Hirten, an seinen Mündungen zimmert ein ebenso freies, dabei reiches, kunstsinniges, gewerbfleißiges, unternehmendes Volk seine schwimmenden Häuser, welche die fernsten Länder und Meere beschissen und einst beherrscht haben. Wo ist der Strom, der eine Schweiz an seinen Quellen, ein Holland an seinen Mün- dungen hätte, den seine Bahn so durch lauter fruchtbare, freie, gebildete Land- schaften führte? Haben andere größere Wasserfülle und Breite, so hat der Rhein klare, immer volle, sich fast gleich bleibende Fluten, so ist seine Breite gerade die rechte, hinreichend für Floß und Schiff, für allen Verkehr der Völker, und doch nicht so groß, daß sie die beiden Ufer von einander schiede, daß nicht der erkennende Blick, der laute Ruf ungehindert hinüber reichte. Mächtig und Ehrfurcht gebietend erscheint er als ein bewegter Wasserspiegel in den heitersten Rahmen gefaßt, nicht als eine wässerige Oede mit nebeligen Ufern. Der Rheinstrom ist recht eigentlich der Strom des mittleren Europa; au seinen Quellen begegnen sich Italien, Burgund, das südliche Deutschland. Seine Niederung schiebt sich zwischen den Norden Frankreichs und die Ebenen des alten
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