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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 297

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
297 Sachsenlandes ein und führt zu den britischen Inseln hinüber. Aus der schönen Stromebene des mittleren Rheins, einem bergummauerten Gebiete, führen natür- liche Wasserstraßen durch lange, enge Felsenthore zu reichen, herrlichen Landschaften tief in das innerste Deutschland und Frankreich hinein. Die Mosel auf der linken» der Main auf der rechten Seite verbinden Franken und Lothringen. Der Rhein selbst aber ist die große Handels- und Reisestraße zwischen Süden und Norden, zwischen Holland und der Schweiz, England und Italien, die eine immer größere Bedeutung erhält, je lebendiger die Berührungen aller Art zwischen den verschie- denen Gliedern des europäischen Staatenkörpers werden. 42. Das westfälische Bauernhaus. Die Westfalen bewahren vielleicht am treuesten die Eigenthümlichkeit des altsächsischen Stammes. Sie sind gesund und stark von Leib und von festem und unerschrockenem Muthe. Bei großer Tüchtigkeit und Kernigkeit verharren sie gern in ihren alten Gewohnheiten; um das große Ganze bekümmern sie sich wenig, aber in seinem kleinen Kreise wirkt jeder mit Sorgfalt, Liebe und Treue. Dabei besitzen sie einen unbeugsamen Rechtssinn; mit der äußersten Zähigkeit und Hartnäckigkeit halten sie das fest, was. sie einmal für gut und recht erkannt haben. Der Hanptbestandtheil der Bevölkerung ist der Bauer. Wie der Edelmann auf seinem Stammschloß, sitzt er auf dem von Vorfahr zu Vorfahr fortgeerbten Gute. Das große einstöckige Haus, von dessen Giebel meist zwei Pferdeköpfe in Holz geschnitzt herabschauen, ist seiner bedeutenden Länge nach gewöhnlich in 3 Theile getheilt. In der Mitte der Giebelseite ist die Einfahrt, welche unmittel- bar auf die Tenne führt. Von da wird die Ernte auf den Speicher unter'm Dache untergebracht. Rechts und links von der breiten Einfahrt sind die Plätze für das Vieh abgesondert, das nicht mit den Köpfen gegen die Wand gekehrt steht, sondern umgekehrt klug und gemüthlich dem Thun und Treiben der Herrschaft zusieht. Der zweite dahinter liegende Raum, der Wohnplatz der Menschen, ent- hält den Kochherd mit seiner schwarzen umfangreichen Ueberdachung, in welcher die mächtigen Schinken, Würste und Speckseiten geräuchert werden. Die Schlaf- stellen der Familie befinden sich an den Wänden herum in sogenannten Schlaf- schränken, deren Thüren abends geöffnet werden. In der Mitte des ganzen Raumes befindet sich der große Familientisch. Das Gesinde schläft in Verschlügen beim Vieh oder auf dem großen Heuboden über demselben; Hühner und Tauben sind in kleinen Anbauten an der Tenne untergebracht. Das Ganze überschatten Bäume; oft sind es hundertjährige Eichen, die ihre Aeste auf das bemooste Dach des Hauses niederseuken. Der Herd ist des Hauses innerstes Heiligthum. Er ist fast in der Mitte und so angelegt, daß die Hausfrau, welche dabei sitzt, zu gleicher Zeit alles übersehen kann. Ohne von ihrem Stuhl aufzustehen, übersieht sie zugleich 3 Thüren, dankt denen, die hereinkommen, heißt sie bei sich niedersitzen, behält ihre Kinder und ihr Gesinde, ihre Pferde und Kühe im Auge, hütet Keller und Kammer, spinnt immerfort und kocht dabei. Ihre Schlafstelle ist hinter diesem Feuer, und sie behält aus derselben eben diese große Aussicht, sieht ihr Gesinde zur Arbeit aufstehen und sich niederlegen, das Feuer anbrennen und verlöschen und alle Thüren auf- und zugehen,, hört ihr Vieh fressen und beachtet Keller, Boden und Kammer. Sowie das Vieh gefüttert ist, kann sie hinter ihrem Spinnrade aus- ruhen, anstatt daß anderwärts, wo die Leute in Stuben sitzen, so oft die Haus- thür aufgeht, jemand aus der Stube dem Fremden entgegengehen und die Arbeit solange versäumen muß. Der Platz bei dem Herde ist der schönste unter allen. Ein rings herabhangendes niedriges Strohdach schützt die schwachen Wände, hält den Lehm trocken, wärmt Haus und Vieh und wird mit leichter Mühe von dem Wirthe selbst gebessert. Ein großes Vordach schützt das Haus nach Westen und
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