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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 320

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
320 er auf dem Meere und auf dem Fjord, öfter kalt als warm, öfter naß als trocken. Doch frage ihn, ob er mit dem reichen Kopenhagener tauschen will, der in Eider- daunen schläft, auf wollenen Teppichen geht, in einer Kutsche fährt, Austern und Schildkröten ißt, Chokolade und Madeira trinkt, — er hält es mit feiner Schlaf- decke von grobem Wollenzeug, feinem getheerten Boot, feinem geschwärzten Fisch- topf und feinem Bierkrug; er schläft ruhig und weiß nichts von Krankheit. Die Kirche zu Agger hatte ein Jahrtausend sicher und ohne zu wanken auf ihrem Grunde gestanden. Da kamen im Jahre 1820'solche Stürme, daß in einem Herbst der ganze Landstreifen zwischen der Kirche und dem offenen Meer unterhöhlt wurde, einstürzte und verschwand. Ein Theil des Kirchhofs war weg- gespült, und aus dem steilen Rande, der das neue Ufer bildete, ragten Särge, Schädel und andere Todtengebeine hervor. Ein Sandberg hatte sich um die Kirche herum abgelagert, die augenfällig gefunken war und deren Mauern viel- fältige Riffe aufzuweifen hatten. Ohne Lebensgefahr konnte mau das Gottes- haus nicht mehr benutzen; denn die Sandmassen, die es umlagerten, wurden immer höher und drohten dem starken Gebäude den Einsturz. Die Leute aus Agger mußten nun nach Westerwick zur Kirche gehen. Bei jedem Kirchengang war ihnen, als sollten sie aus der Heimat auswandern. Sollten sie sich denn nie mehr zu Haufe in ihrem eigenen Gotteshaufe versammeln? — O ja, der neue Tempel steht bereits da, viel weiter vom Meere und auf festerem Grunde, errichtet durch den brüderlichen Beistand treuer Landsleute. Das wilde Meer ist gleich furchtbar für Freunde und Feinde. Es war am Tage vor Weihnachten im Jahre 1811, zu einer Zeit, da die Dänen und die Eng- länder nichts weniger als gute Freunde waren, als zwei englische Kriegsschiffe sich im heftigen Sturme unfreiwillig der Westküste Jütlands näherten. Sie fetzten sich auf dem äußersten Sandriff 'fest, nur einen guten Schleuderwurf vom Laude entfernt, so daß die Düneubewohner sehen konnten, wie die Krieger auf dem Ver- deck rathlos umherliefen, wie ein paar Frauen vor dem Admiral Reynalds knie- ten, wie die Sterne auf der Brust des Admirals durch den dampfenden Schaum hindurchleuchteten, aber der Stern der Hoffnung sich den Geängsteten verbarg. Defence, das kleinste dieser stolzen Kriegsschiffe, bohrte sich unablässig tiefer und tiefer in den Sand hinein; es begrub sich selbst dort, wo es noch liegt und wohl noch lange liegen wird. St. George, das Admiralsschiff, widerstand dem An- griffe der wilden Wogen noch kürzere Zeit; ein einziger ungeheurer Wasserberg hob sich bis über den Mastkorb, brach zusammen und zertrümmerte das ganze große Schiff, als wenn es ein Kartenhaus oder eine Eierschale gewesen wäre. Von siebzehnhundert Menschen kamen nicht mehr als achtzehn Matrosen lebend ans Land. Als am Weihnachtsmorgen die Sonne aufging, sah man weder das kleine noch das große Schiff mehr; einzelne Leichen und Wracktrümmer rollte das nach dem Sturme noch aufgeregte Meer au der Küste auf und nieder; alles klebrige hatte der Sand so wohl aufbewahrt, daß nur eine neue Erdumwälzung es wieder an das Tageslicht zu bringen vermag. 57. Holland. Holland ist sehr wasserreich und sumpfig, von vielen Kanälen durchschnitten und durch ungeheure Dämme gegen die Wasserfluten geschützt. Es fehlt festes Ge- stein und Ouellwasser; weite Torfstrecken ersetzen den gänzlichen Mangel au Waldungen. Die Holländer, wie der größte Theil der Belgier, find Niederdeutsche. Ihre Hauptbeschäftigungen bestehen in Handel, Schifffahrt, Viehzucht und Garten- bau. Die Residenz des Königs von Holland ist Haag, unweit der Nordsee. Die bedeutendste Stadt Hollands ist aber Amsterdam, am Meerbusen Y, sie hat über 260,000 Einwohner und ist eine der wichtigsten Handelsstädte Europa's; auch Rotterdam au der Maas mit 116,000 Einwohnern ist eine sehr bedeu- tende Handelsstadt.
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