1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: Meyn, Ludwig, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Sach, August
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Norddeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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wandte derselben in den siiszen Gewässern der anderen Welttheile. Sie
schwimmen mit groszer Gewandtheit und Biegsamkeit, haben für diese
Bewegung einen platten Kopf und Schwanz, sehr schlichtes Baar, das
köstliche Pinsel liefert, und Schwimmhäute zwischen den Fiiszen. Nach
kurzem Aufenthalt in der Tiefe müssen sie immer wieder Luft schöpfen.
Im flachen Wasser jagen sie die Fische gesellig, treiben sie in Buchten
und Löcher zusammen und morden dann hach Herzenslust, weit mehr, als
sie fressen können. Die kleineren Fische-fressen sie sofort, die gröszeren
verzehren sie am Lande und kneifen dabei wie eine Katze die Augen zu.
Im tiefen Wasser tauchen sie bis unter den Fisch und fassen ihn am
Bauche. Der Mensch, der auch im Wasser seine dienstbaren Geister
haben will und den Thieren so gern überträgt, was er selbst nicht ver-
richten kann, hat selbst dieses mordsüchtige Thier abgerichtet, ihm die
Fische zu fangen und an's Land zu bringen.
Durch seine Lebensweise den Ottern, durch seinen Körperbau mehr
den Iltissen verwandt, ist der Nörz, welcher, mit kleinen Schwimm-
häuten versehen, die Jagd auf Fische, Frösche und Krebse vorzüglich ver-
steht und früher in den norddeutschen Seen völlig zu Hause war, jetzt
aber sehr selten geworden ist, da man seinen feinen Pelz dem des Zobels
an Werthe gleich achtet.
81. Jnsectenräuber.
Ein unterirdisches Raubthier, wie der Maulwurf, kaun auch nur
unterirdische Thiere jagen, daher nicht Fisch noch Vogel, noch das freilau-
fende Säugethier, sondern nur Würmer, Jnsecten und deren Larven. In
dieser seiner Jagd, welche für ihn schon durch seinen Aufenthalt geboten ist,
steht er aber mit anderen Maulwurfarten anderer Gegenden nicht allein,
sondern auch die Igel und die Spitzmäuse, unter welchen letzteren cs
selbst schwimmende Arten giebt, sind hauptsächlich aufjnsectennahrung an-
gewiesen. Die Spitzmäuse sind nicht bloß unter den Jnsectenfressern die
kleinsten, sondern auch die allerkleinsten Säugethiere, kaum 2 Zoll lang.
In dieser Familie ist aber der Maulwurf hauptsächlich merkwürdig
durch seine Lebensart. Für seine unterirdische Arbeit ist er vortrefflich
ausgestattet, besonders was seine.vordere Körperhälfte betrifft, die auf
Kosten der hintern ausgebildet scheint. Der Rüssel ist spitz, mit einem
Knöchelchen versehen, die Augen so klein, daß man sie nur mit Mühe unter
seinen Haaren hervorsuchcn kann, das äußere Ohr fehlt ganz, aber auch
ohne dieses vernimmt er in seinem Hörgang jedes Geräusch. Der sehr
kurze Vorderarm ist mit einer breiten Wühlhand versehen, deren innere
Fläche fleischfarbig und nach außen gerichtet ist; die Finger, welche breite
starke Nägel tragen, sind in dieser Hand fest verwachsen.
Der Oberarmknochen, kurz und kräftig, weicht in seiner Gestalt weit
ab von den Knochen aller anderen Säugethiere, und doch ist diese kleine
kurze Schaufel aus denselben Grundstücken zusammengesetzt, wie die
herrliche Pranke des Löwen.
So ausgerüstet, wühlt der Maulwurf mit größter Leichtigkeit im
lockeren Acker, in Wiesen- und Gartenboden, immer den spitzen Rüffel
voran. Selten kommt er auf die Oberfläche.