1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: Meyn, Ludwig, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Sach, August
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Norddeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Seme unterirdischen Gänge bestehen theils aus Hauptgangen, die oft
Jahre lang von vielen Maulwürfen, Mäusen, Spitzmäusen und Kröten
gemeinschaftlich durchwandert werden, theils aus den Nebengängen, wo er
sich die Beute holt. > 4
Unter sehr hohen Haufen kreuzen sich in der Regel mehrere Gänge,
und nahe dabei in einer Tiefe bis 2 Fuß ist die Wohnung, welche über
1 Fuß Hohlraum im Durchmesser hat, und die mit Gras, Laub, Moos und
Wurzelzasern gefüttert ist.
Seine Hauptnahrung besteht aus Regenwürmern, die er an dem einen
Ende Packt, um mit den Vorderpfoten den Dreck abzustreifen. Wie weit
selbst bei einem so untergeordneten Thiere, wie der Regenwurm, ein Ver-
ständniß der Dinge vorhanden ist, geht daraus hervor, daß er seinen Feind
spürt und auf die Oberfläche der Erde flüchtet, sobald der Boden sich be-
wegt ; daher die Fischer durch Rütteln des Erdbodens sich die Würmer für
ihre Angel verschaffen.
Außer dem Regenwurm frißt der Maulwurf alle Larven, die er in
der Erde findet, und in der Gefangenschaft auch größere Thiere und Fleisch,
täglich so viel, als er selber wiegt, daher er den für den Acker und Garten
schädlichen Thieren der größte Feind ist, während er auch in der Gefangen-
schaft niemals Wanzen genießt und niemals Pflanzenstoffe in seinem Magen
gefunden wurden, so daß ihn der Landmann und Gärtner nicht tödten,
sondern schonen sollte.
82. Der Blutumlauf.
Wenige Erscheinungen sind vielleicht auffallender in der Geschichte der
Fortschritte, durch die der Mensch zu dem jetzigen Stande seines Wissens
gelangt ist, als der Umstand, daß es erst zweihundert Jahre her ist, seitdem
er entdeckte, daß das Blut in seinen Adern, sowie in andern thierischen
Körpern, in beständigem Umlauf begriffen ist. Dr. H arv ey war es, welcher
diese Wahrheit trotz widersprechend erscheinender Thatsachen und festge-
wurzelter Vorurtheile darthat und geltend machte. Er machte seine Be-
weise im Jahre 1619 bekannt. Der Hauptgrund, warum man so lange
nicht zur Entdeckung des Blutumlaufes kam, war der, daß man bei Unter-
suchung todter Körper die Pulsadern immer leer von Blut fand, weshalb
sie auch den Namen Arterien oder Luftröhren erhielten.
Wir wissen nun, daß auf dieselbe Weise, wie ein Fluß sich in Canälen '
durch die Stadt verbreitet und in immer kleinere Arme verzweigt, um den
Brauern, Bäckern, Gerbern u. s. w. zu ihren Zwecken zu dienen und im all-
gemeinen die Stadt mit Wasser zu versehen, darauf aber alles dieses Wasser,
die Stadt reinwaschend, größtentheils sich wieder zumhauptflussc vereinigt,
daß beinah auf dieselbe Weise in dem menschlichen Körper das Blut von
dem Centrum ausgeht und sich durch die Pulsadern nach allen Seiten ver-
breitet, um alle Theile zu ernähren und der Leber, den Nieren, dem Magen
und den übrigen Eingeweiden Absonderungsstoffe zuzuführen, und von