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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 380

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
380 Statt der Zahne hängen gegen 1900 elastische Hornplatten Hechel- oder kammartig von seinem Gaumengewölbe herab. Diese Hornplatten oder Barten sind an ihrem Grunde 10 bis 12 Fuß breit, in der Mittellinie des Rachens, wo sie am tiefsten sich herabsenken, etwa 13 Fuß lang; sie stehen 3/4 Zoll von einander ab, sind an ihrer Innenseite faserig gefranst, so daß sie eine Art von Sieb bilden. Unter denselben liegt die Zunge, 18 Fuß lang, Io Fuß breit, 8000 Pfund schwer. Um seine Nahrung zu nehmen, schießt der Walfisch pfeilschnell mit weit geöffnetem Rachen auf der Oberfläche des Wassers hin und fischt eine große Menge von Thierchen. Beim Schließen des Rachens spritzt er mit der Zunge dann das Wasser 20 Fuß hoch durch die Spritzlöcher auf dem Scheitel seines Kopfes, und in dem Siebe der Barten sind alle kleinen Thiere gefangen. So strömt ihm die Nahrung wie von selbst in den Rachen, damit die kleinen Geschöpfe den Riesen ernähren. Die Nasen- oder Spritzlöcher sind auf dem erhabenen Scheitel angebracht, damit das Thier beim Athmen den Kopf nicht über das Wasser zu heben braucht. Zuweilen schnellt sich der Walfisch mächtig in die Höhe, zuweilen richtet er den Kopf abwärts und schlägt den Schwanz mit furchtbarer Gewalt auf das Wasser, so daß das Meer schäumt und im weiten Umkreise sich mit Dampfwolken bedeckt. Das Getöse wird bei stillem Wetter in weiter Entfernung gehört. Der Walfischsang ist für die seefahrenden Nationen ein bedeutender Erwerbszweig, früher besonders für die Holländer, zum Theil auch für die Hamburger und Schleswig-Holsteiner, jetzt mehr für die Engländer und Amerikaner. Ein mittelmäßiger Walfisch liefert gegen 120 Tonnen Thran aus seinem Speck und über 300 Fischbeinplatten von den Barten, jede 10 bis 13 Fuß lang, welche zusammen etwa 25 Centner wiegen. Die Därme und Häute des Walfisches dienen den Eskimos zu Kleidern und zu Fen- sterscheiben, die Knochen zu Harpunen, Schlitten, Bootrippen und zu Stützen der Zelte. Die großen Unterkieferknochen benutzt man in den nordischen Gegenden zu Wehrsteincn an den Straßen. Die Sehnen spaltet man zu Fäden und benutzt sie als Zwirn, um damit die Häute an den Booten und Zelten zusammenzunähen. Aus den Haaren der Barten dreht man Schnüre und Seile. Oel, Thran und Fischbein kommen in den Handel. Da aber der Walfisch jährlich nur ein Junges gebärt und sowohl durch seine Größe, als durch seinen Wasserstrahl sich leicht verräth, so ist er im Norden schon sehr selten geworden, während in dem größeren süd- lichen Polarmeere doch noch jährlich 10,000 Stück getödtet werden. An den deutschen Küsten lebt er nicht; höchst selten strandet er an denselben, wenn er weit verschlagen wurde; allein ein kleineres Säugethier von ähnlichem Bau, der Delphin oder Tümmler, wird oft in den deutschen Gewässern gefangen. Der Delphin lebt in mehreren Arten in allen Meeren um Europa.
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